Ähnlich wie sich unser Leben mit der Zeit verändert hat, hat sich auch das Leben unserer Pferde verändert. Früher war die körperlich Arbeit sowohl für Menschen, als auch für Pferde wesentlich härter - es musste ordentlich reingehauen werden, um nicht vom Fleisch zu fallen. Menschen verzehrten große Mengen reichhaltiger Mahlzeiten und die Arbeitspferde bekamen Kraftfutter, um ausreichend Energie für die harte tägliche Arbeit auf dem Acker zu haben. Doch die Zeiten haben sich geändert. Wir verrichten unsere Arbeit häufig im Sitzen und unsere Pferde stehen die meiste Zeit entweder in der Box oder auf der Weide. Folglich hat sich auch unser Nährstoffbedarf, im speziellen unser Leistungsbedarf, und auch der unserer Pferde geändert.
Wie viel Kraftfutter braucht mein Pferd?
Da unser Bedarf und der unserer Pferde ein anderer ist, als noch vor 50-60 Jahren, muss die Nährstoffaufnahme an unsere heutigen Bedürfnisse angepasst werden, was natürlich nicht heißt, dass alle Pferde und alle Menschen den gleichen Bedarf haben. Hier kommt es auf die Leistung an. So gilt es, ausreichend Nährstoffe aufzunehmen, dass der Bedarf gedeckt, wobei darauf geachtet werden sollte, dass es nicht zu einer Überversorgung kommt. Dies gilt für Menschen und Pferde gleichermaßen.
Da sich unsere Pferde in der Regel nicht selbst füttern, liegt es in unserer Hand, sie bedarfsgerecht zu versorgen. Dies gilt sowohl für Rau-, Kraft- und Mineralfutter, als auch für eventuelle Futterergänzungsmittel. Doch leider ist es in der Praxis häufig so, dass Pferde nicht ausreichend mit Raufutter versorgt werden, während sie mit Kraftfutter überversorgt werden.
Klassische Kraftfuttermittel, wie beispielsweise Hafer, Gerste oder Mais, sind dadurch gekennzeichnet, dass sie einen hohen Stärke- bei gleichzeitig niedrigem Rohfaseranteil haben.
Achtung: Der Pferdemagen ist empfindlich!
Die Speichelproduktion beim Verzehr von 1 kg Kraftfutter beträgt etwa knapp ein Drittel der Speichelproduktion beim Verzehr von 1 kg Heu. Erhält das Pferd also zu wenig Rau- und zu viel Kraftfutter, produziert es nicht ausreichend Speichel, der unter anderem der Abpufferung der Magensäure dient.
So kommt es dazu, dass der pH-Wert im Magen sinkt und dass die geringen Speichelmengen unzureichend mit dem Futter durchmischt werden und so der Futterbrei zu wenig mit der Magensäure vermengt wird.
Folglich kommt es zu einer erhöhten Passagedauer im Magen, die zu einer verstärkten Magensäuresekretion sowie zu erhöhten Temperaturen im Verdauungstrakt führt, wodurch die bakterielle Aktivität begünstigt wird. Diese erhöhte bakterielle Aktivität steigert die Bildung von Butter-, Essig- und Propionsäure im Verdauungstrakt, wodurch es zu einer weiteren Absenkung des pH-Werts führt. Die Folgen können Gaskoliken sowie Magenschleimhautreizungen und letzten Endes Magengeschwüre sein.
Um dem vorzubeugen, sollte also darauf geachtet werden, dass das Pferd ausreichend Raufutter erhält, genügend Zeit zum Fressen hat und das Kraftfutter nach dem Raufutter bekommt, damit genügend Speichel zur Abpufferung des pH-Werts im Magen vorhanden ist.
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Magenkranke Pferde benötigen zusätzliche Unterstützung. Es ist wichtig zu wissen, welche Futtermittel für dein Pferd geeignet sind und welche eher vermieden werden sollten.