Jens Hilger ist ausgebildeter Pferdewirt, war selbst aktiv im Springsattel unterwegs und legte anschließend eine Ausbildung mit Diplomabschluss am freien und privaten Ausbildungsinstitut für Alternative Tierheilkunde (FAT) in Gelsenkirchen ab. Den Einstieg in die traditionelle chinesische Medizin (TCM) und die Akupunktur erlangte er über ein Langzeitpraktikum an der Universität in Peking bei Prof. Wang Quilang.
Jens Hilger spricht in diesem Equine 74 Gastric Interview über seine Erfahrungen mit Zusammenhängen zwischen Magengeschwüren und mangelnder Einsatzfähigkeit bei Sportpferden.
Traditionelle chinesische Medizin beim Pferd
In der traditionellen chinesischen Medizin ist Gesundheit gleichbedeutend mit dem freien Fluss der Lebensenergie Qi und untrennbar mit der Vorstellung von Ausgewogenheit, Austausch und Fließen verbunden.
In welchem Zusammenhang damit stehen Magenprobleme bei Pferden in Ihren Augen?
„In der traditionellen chinesischen Medizin wird davon ausgegangen, dass Leitbahnen den gesamten Körper durchziehen. Man nennt sie Meridiane. Sie sind eigenständige Kanäle oder Wege und unabhängig von Blutbahnen und Nerven. In ihnen fließt die Lebensenergie Qi, die Energie und Nährstoffe zu den verschiedenen Organen transportiert. Wenn man also in der chinesischen Medizin von der Lunge oder dem Magen spricht, ist nicht nur das einzelne Organ gemeint, sondern der damit zusammenhängende Meridian."
"Ähnlich wie beim Menschen ist auch das Pferd unter Stress einer physischen und/oder psychischen Überbelastung ausgesetzt. Der Energiefluss kann dann ins Stocken geraten, was zur Folge hat, dass es beispielsweise zu Verdauungsbeschwerden kommt."
"Am Blasenmeridian, der beim Pferd am Rücken liegt, befinden die Zustimmungspunkte für alle Organe. Auch der für den Magen. Zeigt ein Patient an einem bestimmten Punkt eine Reaktion an, bedeutet das aber nicht automatisch, dass dieses Organ auch geschädigt ist. Man muss die Punkte also schon mehrere Male kontrollieren, um sicherzustellen, wo das Problem liegt.“
Faktoren wie Stress, Angst und Sorgen beeinträchtigen viele Dinge, die für Sportpferde unerlässlich sind: unter anderem die Leistungsfähigkeit, Einsatzbereitschaft, Konzentration und Motivation.
Wie häufig kommen Sie in Ihrem Beruf mit solchen Symptomen in Berührung?
„Besonders in der letzten Zeit sehr oft. Insbesondere bei Sportpferden. Pferde produzieren ja, anders als Menschen, ständig kleine Mengen an Magensäure. Egal ob sie gerade fressen oder nicht. Besonders in Stresssituationen nehmen sie außerdem häufig zu wenig Raufutter auf. Dann lassen Konzentration und Leistungsfähigkeit rapide nach.“
Wie behandeln Sie Pferde, die solche Symptome zeigen?
„In der traditionellen chinesischen Medizin wird zunächst das energetische Muster, also die Grundlage einer Erkrankung, ermittelt. Mithilfe dieses energetischen Musters kann das Pferd individuell behandelt werden. Auf diese Weise ist eine zielgerichtete Behandlung möglich."
"Diesbezüglich unterscheidet sich die TCM wesentlich von der Schulmedizin, die häufig die Symptome bekämpft. So werden je nach Muster im Falle der Akupunktur verschiedene Punkte ausgewählt oder unterschiedliche Futtermischungen zusammengestellt. Pferde, die auf den Magenpunkt reagieren, werden von mir an den entsprechenden Stellen akupunktiert. Drei bis fünf Behandlungen setze ich dafür in der Regel an. Je nach Bedarf. Seit Sommer 2017 empfehle ich begleitend das Produkt Equine 74 Gastric. Dabei handelt es sich um ein pflanzliches Supplement, was die Magensäure wirkungsvoll abpuffert.“
Sind Magenschleimhautreizungen und Magengeschwüre ein häufiges Problem Ihrer Patienten?
„Ja, sie kommen regelmäßig vor.“
Welche Pferde sind aus Ihrer Erfahrung heraus häufig betroffen?
„Aus meiner Erfahrung heraus sind das meistens Sportpferde. Das mag daran auch daran liegen, dass die meisten meiner Patienten Sportpferde sind. Ein gutes Beispiel: Ich habe ein Dressurpferd in Behandlung, das lange Zeit schlecht ausgesehen und Probleme mit seiner Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft hatte. Die Besitzer haben alle möglichen Therapien ausprobiert – unter anderem auch eine Szintigraphie. Während meiner Behandlungen hat das Pferd immer wieder auf den Magenpunkt reagiert."
"Seit ungefähr zwei Monaten bekommt es jetzt Equine 74 Gastric. Die Besitzer und der Tierarzt - mit dem ich auch eng zusammenarbeite - sind begeistert von der Wirkung. Das Pferd ist nicht mehr apathisch und viel zufriedener und leistungsbereiter in der Arbeit. Solche Fälle hatte ich schon öfter.“
Wurde bei einem Pferd ein Magengeschwür diagnostiziert, spricht man dann von eine Langzeit- oder sogar einer chronischen Erkrankung? Wie schätzen Sie sie Heilungschancen ein?
„Grundsätzlich kann eine solche Erkrankung natürlich chronisch werden. Vor allem dann, wenn sie nicht erkannt und behandelt wird. Allerdings schätze ich die Heilungschancen sehr gut ein, wenn die Besitzer sich an Fütterungsempfehlungen halten und die Bedingungen, insbesondere Haltung und Nutzung, optimieren. Und auch die TCM kann eine sinnvolle Begleitung in der Therapie und Heilung darstellen, denn sie besteht im Wesentlichen aus präventiven Maßnahmen und daraus, Stress auslösende Faktoren zu vermeiden. Aber auch bei bereits bestehenden Beschwerden ist die TCM in der Lage, das harmonische Gleichgewicht wiederherzustellen.“
Für weitere Informationen besucht gerne die Website: www.pferde-akupunktur.com
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