Wie kann ich mein Pferd in Stresssituationen beruhigen?
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Pferde sind Gewohnheitstiere, das hörst und liest du sicherlich häufig. Doch was bedeutet das für das tägliche Handling, das Training und die Fütterung von Pferden mit Magengeschwüren? Equine 74 klärt auf!
Routinen sind Handlungen, die durch mehrfaches Wiederholen zur Gewohnheit werden. Routinen bieten Pferden Sicherheit, da sie wiederkehrend und bekannt sind. Dein Pferd schläft lieber in seinem eigenen Stall als auf Übernachtungsturnieren? Kein Wunder - die bekannte Umgebung bietet dem Flucht- und Herdentier Sicherheit. Der Tageszyklus deines Pferdes richtet sich in erster Linie nach dem Licht, aber auch Trainings- und Fütterungszeiten haben einen großen Einfluss auf die Tagesstruktur.
Bei uns Pferdebesitzern kommt häufiger der Gedanke hoch, dass sich unsere Pferde langweilen könnten, daher planen wir variierende Trainingspläne, um das Leben unserer Pferde spannender zu gestalten. Dabei sollte bedacht werden, dass das Training, bzw. die Zeit die wir mit unseren Pferden verbringen, nur einen Bruchteil des Tages ausmachen. Im Training können deswegen routinemäßig Lektionen abgerufen aber auch Neues erlernt werden. Der Tagesablauf, Fütterung und freie Bewegung, sollte dagegen einer festen Struktur entsprechen, um den Alltag des Pferdes möglichst so stressarm wie möglich zu gestalten.
In der Natur werden Herden von einer Leitstute oder einem Leithengst angeführt. In unserer heutigen Haltung, werden die meisten Pferde nicht mehr in ursprünglichen Herden gehalten. Dennoch hat das Pferd seine natürlichen Instinkte nicht verloren. Das Gruppengefüge wird immer nach einer Rangordnung sortiert, sodass Rangkämpfe bereits in Kleingruppen zu erkennen sind. Besonders rangniedrige Pferde leiden unter Stress, da sie vor Ranghöheren fliehen. In Offenställen, die der natürlichen Haltung näher sind als die Boxenhaltung, kannst du häufiger beobachten, dass rangniedrige Pferde von Futterraufen, Tränken und Liegeflächen verscheucht werden. Diese Pferde leiden unter Stress. Magengeschwüre sind deswegen auch bei Freizeitpferden keine Seltenheit mehr. Das ranghöchste Pferd erleidet ebenfalls enormen Stress, da es dauerhaft Positionsanwärtern Patrouille bieten muss.
In der Natur sind täglich wiederkehrende Routinen, wie zB. das Fressen oder Ruhephasen zu erkennen, die Pferde in modernen Haltungsformen, ebenfalls noch pflegen.
7:00 Uhr Raufutter, 8:00 Kraftfutter, 9:00 geht es auf die Weide, 15:00 geht es wieder in den Stall, 17:00 wird trainiert, 18:30 gibt es Raufutter, 19:30 gibt es Kraftfutter, 21:00 ist Stallruhe. Ein sich immer wiederholender Stallalltag bietet Pferden Sicherheit. Werden Abläufe verändert, wie zB. eine andere Reihenfolge beim Rausbringen der Pferde auf die Weide, kann schnell Unruhe im Stall entstehen, was zu Stress führt. Stress schlägt Pferden wiederum auf den Magen. Pferde bilden, anders als wir Menschen, kontinuierlich Magensäure. Zusätzlich kann stressbedingt, durch das Hormon Cortisol, die Säureproduktion angeregt werden, sodass ein Magensäureüberschuss entsteht. Dieser kann innerhalb von nur 24 bis 48 Stunden zu Magengeschwüren führen. Interessiert du dich mehr für das Thema Magengeschwüre? Hier haben wir einen Ratgeber zum Thema Magengeschwüre für dich verfasst.
Es ist acht Uhr morgens, der Futterwagen rollt in die Stallgasse, die Pferde scharren unruhig mit den Hufen. Die Reaktion des Pferdes ist natürlich abhängig davon, wie die Fütterung gemanaged wird. Steht dein Pferd den ganzen Tag auf der Weide oder hat eine Heuraufe in der Box, die ihm ganztägiges Fressen ermöglicht, wird eine Kraftfuttergabe sicherlich nicht so sehnlichst erwartet, wie bei einem Pferd, welches portioniertes Heu bekommt und vielleicht sogar Fresspausen von über vier Stunden hat. Für ein magensensibles Pferd sollte kontinuierlich Raufutter zur Verfügung stehen, denn Magensäure wird stetig produziert.
Routinen sind in der Fütterung besonders wichtig. Zum einen ist eine gewisse Reihenfolge zu beachten. Zuerst sollte immer Raufutter gefüttert werden und danach Kraftfutter. Grund hierfür ist, dass faserreiches Futter, wie Raufutter, langsamer gefressen und deutlich länger gekaut wird, als Kraftfutter. Die gesteigerte Kautätigkeit fördert die Abpufferung der Magensäure, da im Speichel Bicarbonat enthalten ist, der als eine Art Gegenspieler für die Magensäure fungiert. Das Raufutter nimmt im Magen außerdem deutlich mehr Magensäure auf, sodass Keime und Bakterien besser abgetötet werden und der Futterbissen besser durchsaftet ist.
Auch bei der Zusammensetzung der Futtermittelration sind Pferde Gewohnheitstiere. So ist es nicht ratsam die Ration immer wieder zu verändern, besonders nicht, wenn dein Pferd einen sensiblen Magen-Darm-Trakt hat. Durchfall oder Blähungen können die Folge sein, denn Darmmikroben müssen sich an die Futtermittelzusammensetzung immer wieder neu einstellen.
Verändern sich die Bedürfnisse deines Pferde und du möchtest in Form eines Kraftfutters die Ration ergänzen, ist es empfehlenswert dein Pferd langsam umzustellen, indem du deiner alten Ration das neue Futtermittel beimischt. So haben die Mikroben die Möglichkeit sich langsam an die Futterumstellung zu gewöhnen. Ähnlich ist es bei dem Wechsel von der Sommerweide auf die Fütterung von Heu im Winter. Hier wird geraten, den Pferden in den letzten Wochen der Weideperiode ein Heuballen mit auf die Weide zu stellen um den Futterwechsel möglichst sanft zu gestalten.
Neben einer Routine im Alltag kann das Training ebenfalls ein einflussnehmender Faktor für das Pferd sein. Pferde haben häufig eine enge Beziehung zu ihrem Reiter oder Besitzer. Häufige Besitzer- oder Reiterwechsel können Pferde somit massiv stressen. Sicherlich ist hier das Pferd als Individuum zu betrachten, sodass es für einige weniger schlimm ist, als für andere.
Für das Training gilt: Es sollte eine Mischung aus Routine und Abwechslung bieten. Pferde fühlen sich motiviert, wenn sie Übungen oder Lektionen, die sie bereits kennen, abrufen können. Trotzdem sollten sie immer wieder vor neue Aufgaben gestellt werden, um motiviert zu bleiben. Das gilt besonders für träge Pferde. Hier sollte natürlich vorerst geklärt werden, wieso das Pferd nicht so motiviert beim Reiten ist. Abgeschlagenheit oder Leistungsminderungen können Symptome für ein Magengeschwür sein. Hat dein Pferd sonst immer gespitzte Ohren beim Training, solltest du seine Verhaltensänderung von einem Tierarzt abchecken lassen.
Ausschlaggebend für die Leistung deines Pferdes ist der Trainingszeitpunkt. Reitest du dein Pferd zur immer gleichen Uhrzeit wird der Muskulatur signalisiert, genau zu diesem Zeitpunkt Höchstleistung zu erbringen. Daher kann es sinnvoll sein, vor einem Turnier zur bekannten Startzeit zu trainieren. Bei internationalen Turnieren, die in einer anderen Zeitzone stattfinden, ist zu beachten, dass Pferde ebenfalls unter einer Art Jetlag leiden. Nicht ohne Grund haben die Pferde meist ein paar Tage vor dem Start Zeit, sich an die neue Umgebung, das Klima und die Zeitumstellung zu gewöhnen.
Apropos Zeitumstellung: Immer wieder wird diskutiert, ob die Zeitumstellung abgeschafft werden soll. Tierhalter plädieren meist dafür, da Nutztiere eine innere Uhr haben, und die Stunde Zeitverschiebung nicht so leicht kompensieren können. Für Pferde bedeutet die Zeitumstellung nicht eine Stunde länger Schlaf, sonder eine Veränderung des Tages-, Futter-, Bio- und Lichtrhythmen. Pferde reagieren oftmals gestresst auf Veränderungen, sodass sie anfälliger für Krankheiten werden und Magenprobleme entstehen können.
Rituale können auch eine Art Belohnung für das Pferd sein. So bietet sich zB. eine Bewegungshalle oder ein Sandpaddock dafür an, dein Pferd nach einer gelungenen Reiteinheit wälzen zu lassen. Pferde können Aktion und Reaktion schnell miteinander verbinden, sodass eine Art Belohnungsmechanismus entsteht. Besonders beim Reiten sollte deswegen drauf geachtet werden, dass dein Pferd dir keine Lektionen vorweg nimmt, nur weil du immer Aufgaben in der selben Reihenfolge abfragst. Hier gewinnt der Überraschungsmoment: Überrasch dein Pferd mit einer neuen Übung, sodass keine Langeweile im Training entsteht und das Pferd besser an deinen Hilfen steht.
Bereits beim Aufsteigen auf das Pferd fällt auf: Es wird immer von links aufgestiegen. Diese Regel entstammt vom Militär, wo der Säbel immer rechts geführt und somit links verwahrt wurde. Das Aufsteigen von rechts war somit nur schwerlich möglich, so entstand die Regel von links aufzusteigen, die noch heute den Reitschülern eingebläut wird. Einige Routinen gehören dabei durchbrochen. Heute ist bekannt, dass das immer wiederkehrende Aufsteigen von links zur einseitigen Belastung der Sehnen und Bänder, zu Wirbelsäulenschäden und Rückproblemen führen kann. Ein guter Grund um das Aufsteigen von rechts immer mal wieder einzubinden. Beim ersten Mal ist dies sicherlich merkwürdig - dein Pferd wird es dir langfristig aber danken.
Pferde brauchen Struktur und Routinen um sich sicher zu fühlen. Der Alltag sollte also möglichst einheitlich ablaufen. Um das Pferd gesund zu erhalten, sollten Stressoren, wie eine sich stetig verändernde Herdenkonstellation, wechselnde Boxennachbarn, ein Stall-, Futter- oder auch stetiger Reiterwechsel vermieden werden. Pferde können sich natürlich an neue Gegebenheiten anpassen, dass mussten sie auch in der Natur immer wieder. Dennoch lassen sich einige Aspekte sicherlich vermeiden. Der Pferdemagen ist sehr sensibel und wird von Stress maßgeblich beeinflusst. Werden Routinen eingehalten beugst du Magengeschwüren somit präventiv vor. Wir haben hier ein E-Book zum Thema Stress verfasst, welches dich interessieren können.
Dich interessiert, warum Pferde zu Stress neigen und was Du tun kannst, um sie vor stressigen Situationen zu bewahren? Lies auf unserer Übersichtsseite zum Thema Stress unter anderem über die 5 Freiheiten zur Analyse von Stressauslösern.
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