Mineralien sind Grundbaustein des Körpers und für lebenswichtige Versorgungsvorgänge unabdingbar. Doch welche Mineralien braucht dein Pferd? Ab wann entsteht ein Mangel, ab wann eine Überversorgung? Welche Gefahren birgt eine falsche Versorgung?
Mineralfutter zählt zu den Ergänzungsfuttermitteln und soll den Mineralstoffbedarf des Pferdes decken. Die Auswahl des geeigneten Mineralfutters ist bei der Vielzahl an Produkten nicht immer einfach. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass die Grundration durch das Mineralfutter optimal ergänzt wird, ohne das ein Mangel oder ein Überschuss entsteht.
Bei Mineralstoffen wird zwischen Mengen- und Spurenelementen unterschieden. Zu den Mengenelementen zählen Kalzium, Phosphor, Magnesium, Natrium, Kalium, Chlor und Schwefel, deren Gehalte in Gramm angegeben werden. Eisen, Kupfer, Kobalt, Zink, Mangan, Jod und Selen gehören zu den Spurenelementen und werden in Milligramm angegeben.
Ziel ist es die Pferde gesund zu erhalten und Krankheiten vorzubeugen, hierfür ist die richtige Versorgung mit Mineralstoffen elementar wichtig. Zum einen kann die bedarfsgerechte Versorgung vor Infektionen und Erkrankungen wie Mauke und Arthrose schützen. Zum anderen können Krankheiten durch einen Mangel noch begünstigt werden, wie es zum Beispiel bei der Hufrehe der Fall ist.
Die Annahme, dass ein Pferd alle seine benötigten Mineralien über das Gras aufnimmt ist nicht mehr ganz richtig. Anders als früher, wo Weiden mit einheimischen Gräsern, Kräutern und Büschen bepflanzt waren, zeichnen sie sich heutzutage meist durch fehlende Pflanzenvielfalt und Übernutzung aus.
Im guten Glauben lassen besorgte Pferdebesitzer Blutproben analysieren um gegebenenfalls Mineralstoffmängel zu erkennen. Im Blut lassen sich allerdings nur Serumwerte testen also nicht die genaue Mengen im Gewebespeicher, welche ausschlaggebend sind. Die Aussagekraft von Blutwerten ist somit meist überschätzt. Ein Mangel beginnt viel früher als er es im Blutbild aufzeigt. Eine sinnvolle Alternative kann eine Haarmineralstoffanalyse sein.
Der Mineralbedarf eines Pferdes ist abhängig von seinem Alter, seinen gesundheitlichen Situation, seiner Leistung und den Temperaturen bzw. Jahreszeiten. Ältere, sowie ganz junge Pferde brauchen eine andere Unterstützung als Pferde mittleren Alters.
Bei der Auswahl deines Mineralfutters solltest du dir folgende Fragen stellen:
Auf jedem Futtermittel wirst du eine Deklaration mit den Inhaltsstoffen finden. Lass dir bei einer individuellen Futtermittelberatung das geeignete Mineralfutter empfehlen oder informier dich direkt bei Herstellern, was zu deinem Pferd passt.
Auf vielen Futterzusammensetzungen kannst du lesen: weites Calcium:Phosphor-Verhältnis. Doch was hat es damit auf sich und wieso ist das so wichtig?
Calcium hat die wichtige Funktion den Knochenaufbau zu unterstützen und zu stabilisieren. Ca. 7 kg Calcium sind in einem mittelgroßen Pferd enthalten, 99 % davon in den Knochen. Ähnlich ist es beim Phosphor, der ebenfalls wichtiger Bestandteil des Skelettes ist, rund 80 % sind hier deponiert. Zusätzlich sind beide Mengenelemente für den Energiestoffwechsel in der Muskulatur verantwortlich.
Der tägliche Bedarf bei einem 600 kg schweren Pferd, welches mittlere Arbeit verrichtet, liegt bei ca. 30 bis 40 g Calcium und 12 bis 14 g Phosphor. Das optimale Verhältnis zwischen den beiden Elementen liegt bei Pferd bei 2:1. Es sollte nicht unter 1:1 oder über 3:1 liegen.
Magnesium ist für die Funktion von Muskel- und Nervengewebe, sowie für den Knochenaufbau verantwortlich. Ein 600 kg schweres Pferd, welches mittlere Arbeit verrichtet, hat einen Bedarf von ca. 10 bis 20 g am Tag. Sind Getreidekörnern, Getreidenachprodukte oder Leguminosenheu in der Futterration enthalten, ist der Magnesiumbedarf eines Pferdes meist gedeckt und muss nicht supplementiert werden.
Ein Mangel lässt sich an erhöhter Erregbarkeit, Muskelzittern oder -krämpfe erkennen und entsteht bei Pferde, die auf stark gedüngten Weiden grasen und dementsprechend nur einen einseitigen Grasbewuchs als Futtergrundlagen haben. Ein Magnesiumüberschuss führt zu keinen bekannten Nachteilen.
Diese beiden Mengenelemente sind für den Erhalt des osmotischen Drucks und der Regulierung des Säure-Basen- und Wasserhaushaltes verantwortlich. Der Bedarf liegt bei 3 bis 64 g/ Tag Natrium und 48 bis 135 g/ Tag Chlor für ein 600 kg schweres Pferd. Die große Spanne deutet darauf hin, dass der Bedarf proportional mit der Bewegungsleistung ansteigt. Natrium und Chlor werden nämlich im hohen Maße im Schweiß des Pferdes abgegeben.
Beide Elemente müssen supplementiert werden, da sie in gängigen Futtermitteln, wie Heu oder Getreidekörnern nur unzureichend vorhanden sind. Ein Salzleckstein sollte Pferden, ausgenommen Fohlen, die durch eine erhöhte Salzaufnahme zu Durchfall neigen, somit grundsätzlich zur Verfügung stehen. Auch loses Viehsalz bietet sich an. Pferde können, abhängig von ihrer Belastung 0,04-0,3 g /kg Körpermasse/Tag an Salz zu sich nehmen. Sind dem Leckstein Spurenelemente zugeführt können durch die unkontrollierte Aufnahme gefährliche Überversorgungen entstehen. Mineralbars sind somit nicht zu empfehlen, da die Mineralstoffaufnahme unkontrolliert abläuft.
Ein Natriummangel kann sich in Form von Lecksucht, Erdefressen, Gewichtsabnahme und Leistungsschwäche äußern. Ein Überangebot an Salz kann zu erhöhter Wasseraufnahme führen, sodass eine Wasserquelle immer zur Verfügung stehen sollte.
Kalium ist für die Aktivität von einer Vielzahl an Enzymen verantwortlich. Der tägliche Bedarf liegt bei ca. 50 mg/kg Körpergewicht, sprich ca. 30 g bei einem 600 kg schweren Pferd. Ein Mangel ist sehr selten zu sehen, da Kalium in den gängigen Futtemitteln ausreichend vertreten ist. Auch gegenüber einem Überschuss sind Pferde meist sehr tolerant. Eine Besonderheit sind Pferde, die an einer hyperkaliämischen Paralyse leiden (kurz HYPP). Betroffene Pferde müssen restriktiv mit Kalium versorgt werden.
Eisen bildet die Grundlagen vom roten Muskel- ( Myoglobin) bzw. Blutfarbstoff (Hämoglobin). Diese beiden Substanzen sind für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich. Der tägliche Bedarf eines 600 kg schweren Pferdes liegt bei ca. 480 bis 630 mg. Der Bedarf steigt mit zunehmender Leistung, da Eisen über den Schweiß verloren geht. Eisen muss meist nicht supplementiert werden, da es ist üblichen Futtermittel ausreichend vorhanden ist. Bei hohen Mangangehalten im Futter kann die Aufnahme von Eisen gesenkt werden. Bei einem Eisenmangel kann Leistungsschwäche, eine gesteigerte Infektionsanfälligkeit und eine angestrengte Atmung beobachtet werden.
Nerven-, Blut- , Pigment- und Bindegewegsbildung sowie die Knochenentwicklung sind abhängig vom Spurenelement Kupfer. Der tägliche Bedarf liebt bei einem 600 kg schweren Pferd bei ca. 60 bis 90 mg. Gras enthält meist genug Kupfer, um die Grundversorgung sicherzustellen. Mangelerscheinungen lassen sich bei Fohlen durch Verformungen des Skelletes und bei älteren Pferd durch Pigmentverlust im Fell erkennen. Ein Überschuss kann zu Leberschäden führen und die Zinkverwertung negativ beeinflussen.
Eine Vielzahl an Enzymen im Kohlenhydrat- und Eiweißstoffwechsel sind auf das Vorhandensein von Zink angewiesen. Im besonders Maße ist Zink auch für die Regeneration von Haut und Schleimhäuten verantwortlich und kann somit besonders für Magenpferde ein wichtiger Zusatz sein. Die Hornfestigkeit des Hufes kann ebenfalls von Zink profitieren. Der Tagesbedarf eines 600 kg schweren Pferdes liegt bei ca. 550 mg und wird meist über das normale Futter gesichert und muss nicht supplementiert werden. Ein Mangel sowie ein Überschuss an Zink ist selten.
Mangan ist bekannt als Kofaktor in viele Enzymsystemen wie zB. dem Mineral- und Fettstoffwechsel. Zusätzlich ist Mangan bei Stuten für die Eierstockfunktion verantwortlich. Der Bedarf liegt bei einem 600 kg schweren Pferd bei ca. 485 mg am Tag und kann übers Grundfutter gedeckt werden. Kalkhaltige Böden oder Sandböden sind meist manganarm, hier müsste durch ein Mineralfutter supplementiert werden. Mängelerscheinungen sind keine bekannt, ein Überschuss kann zu einer Anämie (Blutarmut) führen.
Kobalt kommt im Vitamin B 12 vor, welches mikrobiell synthetisiert wird. Der Bedarf liegt bei einem 600 kg schweren Pferd bei ca. 1,5 mg am Tag. Ein Mangel äußert sich als Anämie, Hautveränderungen und Wachstumsstillstand.
Jod ist vorrangig für die Bildung von Schilddrüsenhormonen zuständig und beeinflusst sowohl den Fett-, als auch den Eiweiß- und den Kohlenhydratstoffwechsel und regulieren so den Grundumsatz des Pferdes. Außerdem beeinflusst es den Knochenstoffwechsel, steuert die Muskulatur sowie das Nervensystem und hat Auswirkungen auf den Sauerstoffverbrauch, den Blutdruck und die Körpertemperatur. Der Jobbedarf eines 600 kg schweren Pferdes liegt bei ca. 1 bis 3 mg am Tag.
In küstennahen Gebieten wird der Jodgehalt über die Grundfuttermittel gedeckt, da die Niederschläge Jod eintragen, anders ist es in der Alpenregion, hier ist der Jodgehalt im Futter zu niedrig und muss durch eine Mineralfütterung ausgeglichen werden. Hierfür eignen sich jodhaltige Futtermittel wie Meeresalgen oder jodiertes Viehsalz. Ein Jodmangel kann zu Appetitlosigkeit, Haarausfall und im schlimmsten Fall zu einer Kropfbildung führen. Im Gegensatz zum Jodmangel führt der Jodüberschuss zu einer vermehrten Synthese der Schilddrüsenhormone, was sich durch ein Abmagern des Pferdes trotz guter Futteraufnahme äußert.
Selen hat eine schützende Funktion für die Zellmembran im Körper. Der Bedarf eines 600 kg schweren Pferdes liegt bei ca. 0,9 bis 2 mg am Tag. Abhängig ist der Selengehalt des Grundfutters von den jeweiligen Böden. Saure Standorte, wie Sand- oder Moorböden haben einen niedrigen Selengehalt ähnlich wie Getreidekörner. Nur Leinsamen haben einen hohen Gehalt (ca. 3 mg/kg). Es empfiehlt sich also ein Mineralfutter mit einem Selengehalt von bis zu 1,5 mg Selen /100 g. Weideflächen können von einer Düngung mit 10-20 g Selen/ha profitieren.
Ein Mangel kann zu einer verringerten Infektionsabwehr führen. Die Toleranz gegenüber einem Selenüberschuss bei Pferden ist sehr gering. Ab einem Gehalt von 2 mg Selen/kg Futtertrockensubstanz kann von einer Selenvergiftung gesprochen werden. Ausschuhen, Haarverlust und unspezifische Lahmheiten können die Folge sein.
Spurenelemente wie Fluor, Molybdän, Chrom, Zinn und Bor sind für den Pferdeorganismus essentiell und stehen über die normale Grundfütterung ausreichend zur Verfügung.
Einzelne Mineralstoffe haben Wechselwirkungen, die bei der Supplementierung bedacht werden sollten. Das ist besonders relevant wenn ein Einzelpräparat gefüttert wird. Zink, Eisen und Molybdän behindern zB. die Kupferaufnahme, ebenso wie ein Überangebot an Calcium zu einer verminderten Magnesium-, Zink-, Mangan- und Kupferaufnahme führt.
Auf unserer Themenseite Fütterung von Pferden mit Magenproblemen findest du viele weitere Informationen rund um die Pferdefütterung.
Magenkranke Pferde benötigen zusätzliche Unterstützung. Es ist wichtig zu wissen, welche Futtermittel für dein Pferd geeignet sind und welche eher vermieden werden sollten.