Stärke fand mit dem Einsatz von Getreide Einzug in die Pferdefütterung. Anders als Raufutter ist Stärke energiereich und rohfaserarm - es ist ein Polysaccharid, das aus zwei Glucoseeinheiten besteht und gehört somit, anders als beispielsweise Zellulose oder Hemicellulose (Rohfaser), zu den Nicht-Strukturkohlenhydraten. Da der Stoffwechsel des Pferdes nicht darauf ausgelegt ist, große Mengen stärkereicher Futtermittel zu verwerten, hat das Pferd nur eine geringe Amylaseproduktion und -aktivität.
Stärkeverdauung beim Pferd
Amylase ist ein Enzym, das beispielsweise von uns Menschen in der Bauchspeicheldrüse und in den Speicheldrüsen der Mundhöhle gebildet wird und für die Spaltung der Polysaccharide verantwortlich ist. Aufgrund der geringen Amylasemenge ist das Pferd kein guter „Stärkeverdauer“ und kann hierbei an seine Grenzen stoßen.
Die Verdauung der Stärke findet beim Pferd in der Regel, anders als bei uns Menschen, nicht schon in der Maulhöhle, sondern erst im Dünndarm statt. Ist die Gesamtration des Pferdes zu stärkereich (und gleichzeitig zu rohfaserarm) kann es zu unterschiedlichen Problemen kommen.
Probleme bei der Stärkefütterung des Pferdes
Zum einen wird der Strukturbedarf des Pferdes nicht ausreichend gedeckt, sodass das Pferd zu wenig kaut, wodurch zu wenig Speichel produziert wird. Die Folge ist ein Absinken des pH-Wertes im Pferdemagen, da nicht ausreichend Speichel zur Abpufferung der sich stetig bildenden Magensäure vorhanden ist. Durch den zu niedrigen pH-Wert kommt es zu Reizungen und Läsionen der Magenschleimhaut, bis hin zu Magengeschwüren.
Die Folgen der Stärkefütterung
Liegt die Stärkemenge über der Verdauungskapazität des Dünndarms, geht die unverdaute Stärke in den Dickdarm, wo sie von Dickdarmmikroben (Darmflora) zu flüchtigen Fettsäuren und Milchsäure fermentiert wird. Folglich kommt es zu einer Dickdarmübersäuerung. Diese schädigt, ähnlich wie im Magen, die Schleimhaut und kann zu Darmgeschwüren führen. Dadurch wird die Nährstoffabsorption im Dickdarm beeinträchtigt und das eigentlich ausreichend mit Energie versorgte Pferd nimmt bzw. magert ab.
Auch kann es durch zu hohe Stärkemengen im Dickdarm zu einer Verschiebung der Darmflora kommen. Das heißt, dass es zu einer Vermehrung der stärkefermentierenden Bakterien (und auch zu einer Vermehrung von Pilzen) kommt. Diese verdrängen die zellulosefermentierenden Bakterien, die durch ihr Absterben, das zusätzlich durch den niedrigen pH-Wert begünstigt wird, Toxine bilden. Diese Toxine wiederum lösen Koliken und Hufrehe aus.
Fazit
Es ist also wichtig, dass, wenn Stärke, die in der Pferdefütterung hauptsächlich in Getreide und Mais vorkommt, eingesetzt wird, diese in häufigen, kleinen, den Bedarf nicht überschreitenden Rationen gefüttert wird, um den Verdauungstrakt des Pferdes nicht unnötig zu belasten.
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