Ein nicht so häufig bei Magenpatienten beobachtetes, aber doch auch typisches Symptom ist das Weitstellen von Vorder- und Hinterbeinen, welches bei Reitern als Sägebockstellung bekannt ist. Hierbei stellt das Pferd sowohl die Hinterbeine als auch die Vorderbeine schräg von sich weg, was einem Sägebock oder dem Turngerät Pferd ähnelt.
Die Sägebockstellung sollte jedoch nicht mit der Entlastungsstellung bei Rehepferden verwechselt werden, bei der das Pferd sein Gewicht auf die Hinterbeine verlagert, um die Vorderbeine zu entlasten. Sehr typisch ist die Sägebockstellung auch für Kreuzverschlag und Tetanus (Wundstarrkrampf), bei dem es zu einem Krampf der Skelettmuskulatur kommt.
Das Ziel des Weitstellens von Vorder- und Hinterbeinen besteht für das Pferd in der Linderung der Magenschmerzen. Dabei versucht das Pferd auf diese Weise gleichermaßen den Verdauungstrakt und den Magen zu entlasten. Auch bei Koliken, die andere Ursachen haben, versuchen manche Pferde die Schmerzen zu lindern, indem sie sich in Sägebockstellung hinstellen.
In Sägebockstellung stehen Pferde vor allem dann, wenn die Magenschmerzen akut sind. Häufig ist dies nach der Kraftfutteraufnahme und/oder während des Reitens der Fall. Das hat zwei Gründe: gewöhnlich kommt es nach der Kraftfutteraufnahme zu einer erhöhten Bildung von Milchsäure im vorderen Magenabschnitt, die die Schleimhaut reizt. Bei der Fütterung ist daher die Reihenfolge entscheidend: erst Raufutter, dann Kraftfutter. So wird im Magen des Pferdes eine faserreiche Grundlage gebildet, um die Magenwände vor der Säure zu schützen. Außerdem gelant so bicarbonat-haltiger Speichel in den Magen, der die Wirkung der Säure abmildert.
Daraus ergibt sich das zweite Phänomen, wenn diese Magensäure jetzt bei Bewegung durch die Kontraktion der Bauchmuskeln und den dadurch erhöhten Druck auf den Magen in den vorderen Teil des Magens schwappt, was ebenfalls zu einer Reizung der Magenschleimhaut führt. In der Praxis berichten Besitzer von Magenpatienten daher, dass ihre Pferde beim Reiten plötzlich stehen bleiben, die Beine auseinanderstellen und sich nicht mehr weiterbewegen mögen.
Die Herausforderung bei der Betreuung und Versorgung unserer Pferde besteht in der ständigen Produktion von Magensäure. Was in der Natur ein tolles Feature ist, wenn sich das Futter permanent verfügbar unter den eigenen Hufen befindet, kann in menschlicher Obhut schon mal zur Herausforderung werden, wenn Futter eben nicht immer zur Verfügung steht. Daher ist die Reihenfolge Raufutter > Kraftfutter so wichtig.
Wenn das Pferd beim Reiten oder Longieren plötzlich in Sägebockstellung stehen bleibt, ist dies ein ganz klares Zeichen dafür, dass das Pferd akute Magenschmerzen hat und nicht mehr weitergearbeitet werden sollte – zum einen, um dem Pferd keine weiteren Schmerzen zuzumuten und zum anderen, um nicht zu riskieren, dass die Magenschleimhaut in dem Moment weiter gereizt wird. Unnötig zu erwähnen, dass du an diesem Punkt sofort deinen Tierarzt kontaktieren solltest, die dein Pferd dann auf Magengeschwüre untersuchen können, um den Verdacht zu bestätigen.
Auf unserer Themenseite findest Du viele weitere Informationen und Links zum Thema Symptome und Anzeichen von Magengeschwüren beim Pferd.