Nach einiger Zeit der Suche hast Du nun endlich einen geeigneten Sport- oder Freizeitpartner gefunden. Augenscheinlich ist das Pferd gesund, aber du möchtest gerne eine Ankaufsuntersuchung, kurz AKU, machen, um mögliche Vorerkrankungen ausschließen zu können.
Gehörst du zu den Pferdebesitzern, die in der Vergangenheit bereits schlechte Erfahrungen mit Magenschleimhautreizungen beim Pferd gemacht haben? Oder hast du aus dem näheren Stallumfeld gehört, dass manche Pferde nach dem Kauf und dem Stallwechsel deutliche Symptome für Magengeschwüre zeigten? Weißt du, ob der Pferdemagen bei einer Ankaufsuntersuchung überhaupt untersucht wird? Macht das Sinn, ist es notwendig? Fragen über Fragen - Equine 74 klärt auf!
Du hast dich entschlossen ein eigenes Pferd zu kaufen, hast viel Zeit in die Suche eines geeigneten Freizeit- oder Sportpartner investiert und bist nun endlich fündig geworden. Das ist er - dein wahr gewordener Pferdetraum. Du hast das Pferd probegeritten, es passt von deinen Anforderung und vom Charakter super zu dir und es hat auch schon einen Platz in deinem Herzen. Jetzt möchtest du natürlich auch, dass das Pferd gesund ist. Hierfür eignet sich eine Ankaufsuntersuchung. Ganz wichtig: Du kannst nach einer AKU den Gesundheitszustand als Beschaffenheitsvereinbarung in den Kaufvertrag aufnehmen.
Der Umfang der Ankaufsuntersuchung wird vom Auftraggeber bestimmt, die kann sowohl der Pferdekäufer als auch der -verkäufer sein. Neben der allgemeinen Gesundheit des Pferdes ist auch besonders auf die Eignung des Pferdes zu achten. Kaufst du eine Zuchtstute, kann eine gynäkologische Untersuchung sinnvoll sein, damit eine Eignung für den Verwendungszweck, in diesem Fall die Zucht, gewährleistet werden kann. Beim Sportpferd gehören neben der klinischen Untersuchung die röntgenologische Untersuchung standardmäßig dazu.
Der Tierarzt untersucht das Pferd im Ruhezustand sowie unter körperlicher Belastung. Hierfür erfolgen diese Untersuchungen:
Was ist der Unterschied zwischen kleiner und großer AKU?
Die klinische Ankaufsuntersuchung, auch "kleine AKU" genannt, umfasst die Kontrolle des Allgemeinzustandes, mit den oben genannten Aspekten. Eine "große AKU" beinhaltet zusätzlich Röntgenaufnahmen von Huf, Fessel, Sprunggelenk und Hinterbeinen. Des weiteren können Blutuntersuchungen, Samenproben bei Hengsten, Ultraschalluntersuchungen, endoskopische Untersuchungen, wie eine Gastroskopie oder Röntgenaufnahmen von Knien und Dornfortsätzen gemacht werden. Der Umfang der Untersuchung ist abhängig vom Auftraggeber.
Jennifer Bormann von der Hanseklinik für Pferde weiß: "Haben die neuen Besitzer in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht, weil z.B. ein Sehnenschaden kurze Zeit nach dem Kauf des letzten Pferdes aufgetreten ist, lassen sie dies gerne bei der AKU untersuchen."
Um mögliche gesundheitliche Probleme frühzeitig aufzudecken, rät Bormann dazu, beim ersten Besuch im Stall mit offenen Augen die Haltung, Fütterung und das Verhalten des Pferdes zu beobachten. "Nicht nur das Probereiten ist wichtig, sondern auch das Verhalten in der Box oder in der Herde kann Aufschluss über mögliche gesundheitliche Probleme geben", ist Bormann der Meinung.
Sie empfiehlt: "Beobachte das Pferd in seiner alltäglichen Umgebung. Hustet das Pferd, wenn Heu gefüttert wird? Rührt das Pferd sein Kraftfutter nicht an und ist mager? Dann würde ich gezielt in der Ankaufsuntersuchung danach schauen. Ohne Verdacht den Pferdemagen zusätzlich eingehend zu untersuchen, ist meiner Meinung nach nicht unbedingt notwendig."
Bevor eine AKU in Auftrag gegeben wird, sollte vereinbart werden, ob Käufer oder Verkäufer die Kosten tragen. Eine Kostenteilung ist ebenfalls möglich, genau wie eine Kostenübertragung abhängig vom Untersuchungsergebnis. Die Kosten für eine AKU sind abhängig vom Umfang der Untersuchung.
Eine kleine AKU kostet durchschnittlich zwischen 100 bis 250 Euro. Die Preise für eine große AKU können sich auf bis zu 500 bis 1.500 Euro belaufen und werden deswegen häufiger bei teureren Pferden gemacht. In großen Verkaufsställen ist es Gang und Gebe eine regelmäßige AKU zu machen. Du, als Käufer, solltest dabei beachten, dass die Untersuchung nicht zu lange zurückliegt und die Ergebnisse aktuell sind, denn eine Ankaufsuntersuchung gibt nur die Ergebnisse wider, die am Untersuchungstag vorlagen.
Normalerweise wird bei der AKU der Pferdemagen nicht weiter berücksichtigt. Hier musst du auf die Ehrlichkeit des Vorbesitzers oder Züchters hoffen, der dich über Vorerkrankungen informieren könnte oder gezielt den Tierarzt fragen, ob eine Gastroskopie vorgenommen werden sollte.
Jennifer Bormann sagt: "Fragen mich Auftraggeber, ob ich den Magen des Pferdes untersuchen könnte, bespreche ich vorerst, ob bereits Symptome aufgetreten sind. Passen diese auf die Symptomatik, empfiehlt es sich tatsächlich eine Gastroskopie zu machen."
Die AKU ist eine Momentaufnahme des Gesundheitszustandes und keine Prognose - das sollte im Hinterkopf behalten werden. Außerdem solltest du dich vor der AKU fragen, welche Befunde ein Ausschlusskriterium für dich wären, denn die wenigsten Pferde werden alle Untersuchungen ohne Befund abschließen. Fällt die AKU negativ aus, solltest du dich von deinem Tierarzt beraten lassen, ob ein Kauf unter diesen Umständen sinnvoll ist.
Viele Probleme treten erst nach dem Pferdekauf auf
Frau Bormann hatte schon einige Patienten, die nach einem Kauf auf sie zugekommen sind und das Pferd nachträglich gastroskopieren lassen wollten. Sie sagt: "Die Magenproblematik tritt wenn, meist nach dem Umzug in die neue Heimat auf. Mit Sicherheit spielen hier der Stress des Umzuges und eine Haltungsumstellung eine entscheidende Rolle." Wie du einen Umzug möglichst stressfrei gestalten kannst, erfährst du hier.
Bist du auf das Thema Magenschleimhautreizungen und Magengeschwüre beim Pferd sensibilisiert und möchtest den Status Quo deines neuen Pferdes kennen, ist es sinnvoll eine Gastroskopie bei der AKU zu machen, um mögliche Schädigungen der Magenschleimhaut frühzeitig zu erkennen. Eine Prognose für die zukünftige Magengesundheit kann dir die Gastroskopie allerdings nicht geben.
Die Magenschleimhaut hat, wie die Haut des Körper auch, die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu bilden und alte Hautzellen abzuschilfern. Diese Neubildung der Schleimhaut führt dazu, dass alte Läsionen oder verheilte Magengeschwüre bei Pferden nicht mehr zu erkennen sind. Eine endoskopische Untersuchung ist somit nur eine Momentaufnahme.
Auf unserer Themenseite findest Du viele weitere Informationen und Links zum Thema Magengeschwür beim Pferd. Auch die Möglichkeiten hinsichtlich Prävention von Magengeschwüren bei Pferden werden hier beschrieben.