Die kleinen, meist gelblich-braunen Leinsamen sind wahre Superfoods, die aus der Pferdefütterung nicht mehr wegzudenken sind. Dank der wertvollen Inhaltsstoffe, wie beispielsweise Omega-3-Fettsäuren, Eiweiß, den Vitaminen B1, B2, B6 und E sowie Selen, Nicotin-, Fol- und Pantothensäure sind Leinsamen auch für Pferde mit Magenschleimhautreizungen besonders geeignet. Hier erfährst du, was du bei der Fütterung beachten solltest.
In der Pferdefütterung sind neben Flohsamen auch Leinsamen bekannt als pflanzliche Schleimstofflieferanten. Diese Schleimstoffe sind in den Leinsamenschalen enthalten, die vorallem eine positive Wirkung auf den Magen und Darm des Pferdes haben.
Lein, auch bekannt als Flachs, ist eine Pflanze, die zur Faser- und Ölgewinnung genutzt wird. Der lateinische Name Linum usitatissimum bedeutet auf Deutsch "äußerst nützlicher Lein“.
Die einjährige Pflanze gehört zur Familie der Leingewächse (Linaceae) und wächst bis zu 1 m hoch. Zwischen Juni und August steht der Lein in der Blüte (erstes Bild von Links). In den Kapseln (zweites Bild von links) befinden sich die Samen (drittes Bild von Links). Neben Leinsamen und Leinöl (viertes Bild von Links) wird ebenfalls das Leinstroh in der Pferdehaltung eingesetzt.
Leinsamen haben mit über 40 % einen hohen Fettgehalt. Vorherrschend sind überwiegend ungesättigte Fettsäuren mit 80 bis 90 %, darunter mit ca. 20 bis 30 % Öl- und Linolsäure und 40 bis 60 % Linolensäure, die zu den Omega-3-Fettsäuren gehören. Omega-3-Fettsäuren können sich positiv auf die Elastizität der Zellmembran von Blut- und Nervenzellen auswirken. Sie fördern somit die Durchblutung des Organismus. Wichtig hierbei ist das Verhältnis von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Dieses sollte im optimalen Fall bei 2:1 liegen.
Leinsamen enthalten cyanogene Glukoside, eine Vorstufe der giftigen Blausäure, die den Sauerstofftransport durch das Blut behindern kann. Blausäure wird nur bei Vorhandensein des Enzyms Linase aus dem blausäurehaltigen Linamarin abgespaltet, welches unter bestimmten pH-Werten aktiviert wird.
Blausäure wird zu Rhodanid entgiftet und über den Harn des Pferdes ausgeschieden. Eine schädliche Wirkung der Blausäure entsteht nur dann, wenn das Pferd nicht ausreichend entgiften kann oder eine große Menge des Toxins aufgenommen wurde. Futtermittelrechtlich wurde geregelt, dass ein blausäurehaltiger Glukosidgehalt von 250 mg/kg Leinsamen nicht überschritten werden darf.
Als tödlich gilt eine Menge von 4 mg Blausäure pro Kilogramm Körpergewicht des Pferdes. In 1 g Leinsamen sind ca. 0,2 mg Blausäure enthalten, sodass ein Pferd (500 kg) mehrere Kilogramm Leinsamen aufnehmen müsste um eine Vergiftung zu erleiden.
Menge von 120 g am Tag sind laut Literatur (Meyer und Coenen (2014): Pferdefütterung, Enke Verlag, Auflage 5, Stuttgart, S. 137 ff.) für ein ausgewachsenes Pferd unbedenklich und können auch trocken verfüttert werden.
Möchtest du dennoch kein Risiko eingehen, kannst du Leinsamen abkochen. Ein 10-minütiges Abkochen inaktiviert das Enzym Linase. Hierdurch wird zwar die Menge an Blausäure nicht verringert aber die stoßweise Freisetzung im Darm verhindert. Außerdem verbessert das Abkochen die Schleimbildung der Leinsamen.
Dennoch hat der Vorgang auch einen Nachteil: Hitzeempfindliche Omega-3-Fettsäuren und Vitamine werden während dieses Prozesses zerstört. Achte zudem darauf, dass du die Leinsamen erst nach dem Abkühlen verfütterst. Heißes Futter reizt den Pferdemagen.
Bei der Trockenfütterung sollten Leinsamen geschrotet und gequetscht werden, um die wertvollen Inhaltsstoffe für das Pferd verfügbar zu machen, ansonsten ist die feste Schale der Samen unverdaulich. Werden Leinsamen zerkleinert, sollten sie möglichst schnell verfüttert werden, da die ungesättigten Fettsäuren empfindlich gegenüber Oxidation sind und schnell ranzig werden können. Da die wertvollen Inhaltsstoffe in der Schale des Samens stecken, sind geschälte Leinsamen nicht zu empfehlen.
Leinsamen lassen sich in geschroteter (trockener) oder gequollener (nasser) Form, z.B. im Mash verfüttern. Lässt du Leinsamen vor dem Füttern quellen, können die Schleimstoffe bereits im Magen ihre Wirkung entfalten und sich wie eine Art Schutzschicht auf die Magenschleimhaut legen. Hier bietet sich die Fütterung am Morgen an. Tagsüber ist dein Pferd meist mehr in Bewegung und kann so die Leinsamen optimal verarbeiten.
Ist die Wirkung der Leinsamen erst im Darm erwünscht, wird eine Fütterung in Form von Schrot empfohlen. Das im Verdauungstrakt enthaltene Wasser sorgt dann für die notwendige Quellung der Leinsamen, sodass sie erst im hinteren Teil des Verdauungstraktes aktiv werden. Die Gefahr einer Verstopfung besteht bei einer Menge unter 120 g Leinsamen am Tag nicht, da ausreichend viel Wasser im Verdauungstrakt vorhanden ist, um eine gute Gleitfähigkeit zu gewährleisten.
Neben der Fütterung von Leinsamen kann auch Leinstroh, Leinsamenextraktionsschrot, Leinkuchen oder Leinöl verfüttert werden. Das Öl wird kaltgepresst und hat ebenfalls einen positiven Einfluss auf den Stoffwechsel sowie die Verdauung. Besonders magere Pferde profitieren von Leinöl, da es ein guter Energielieferant ist.
Eine Alternative zu den klassischen dunklen Leinsamen bieten gelbe Leinsamen, auch Goldleinsamen genannt. Diese enthalten weniger blausäurehaltige Glukoside, sind allerdings auch nicht so reich an Omega-3-Fettsäuren.
Leinsamen haben eine diätische Wirkung. Sie bestehen zu 25 % aus Quellstoffen wovon 5 % Schleimstoffe sind, die eine positive Wirkung auf den Verdauungstrakt haben. Pferde, die an Durchfall, rezidivierenden Koliken, Magengeschwüren und Kotwasser leiden, können von der Fütterung mit Leinsamen besonders profitieren.
Besondern für Pferde mit Magenschleimhautreizungen und Magengeschwüren sind Leinsamen geeignet, da die enthaltenen Schleimstoffe die Magenschleimhaut mit einer Schutzschicht auskleiden und so vor einem Magensäureüberschuss schützen. Das selbe gilt für die weitere Verdauung im Darm. Die Schleimschicht begünstigt unteranderem die Nährstoffaufnahme zum anderen macht der Schleim den Darminhalt weicher und gleitfähiger.
Auch Pferde, die Probleme im Fellwechsel haben, können mithilfe von Leinsamen unterstützt werden. Grund hierfür ist der hohe Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, der sich positiv auf Haut, Fell und Hufe auswirkt. Ein positiver Nebeneffekt: Dreifach ungesättigte Fettsäuren neutralisieren z.B. Arachidonsäure, die ein Auslöser vieler Entzündungsprozesse im Körper ist. Leinsamen werden vermehrt bei Sandkoliken eingesetzt. Die enthaltenen Schleimstoffe sorgen für einen Abtransport des Sandes aus dem Darmrohr.
Leinsamen sind also eine sinnvolle Ergänzung in der Pferdefütterung. Besonders für Pferde mit Magengeschwüren bietet sich das Futtermittel an, um die Magenschleimhaut bei einem Magensäureüberschuss zu schützen.
Auf unserer Themenseite Fütterung von Pferden mit Magenproblemen findest du viele weitere Informationen rund um die Pferdefütterung.
Magenkranke Pferde benötigen zusätzliche Unterstützung. Es ist wichtig zu wissen, welche Futtermittel für dein Pferd geeignet sind und welche eher vermieden werden sollten.