Fütterungstipps für die ganz speziellen Pferde
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Wer kennt es nicht? Du putzt dein Pferd, die Haare rieseln und du siehst aus wie dein Pferd vor dem Putzen. Das bedeutet, die schönste Zeit des Jahres beginnt: Der Fellwechsel. Für Pferde mit Magenproblemen ist der Fellwechsel ein richtiger Kraftakt. Wie du dein Pferd durch gezielte Fütterung unterstützen kannst, erfährst du hier.
Pferde wechseln zweimal in Jahr ihr Haarkleid. Der Fellwechsel im Frühjahr beginnt meist im Januar nach der Wintersonnenwende und der Fellwechsel im Herbst beginnt im Juli. Deutlich früher als du dachtest?
Der Fellwechsel lässt sich in vier Phasen einteilen:
Für den Fellwechsel ist nicht maßgeblich die Temperatur verantwortlich, sondern das Tageslicht. Doch wie nehmen Pferde wahr, wann sie ihr Fell wechseln sollen? Das hat die Natur ganz schlau eingerichtet. Pferde nehmen die veränderte Tageslichtlänge nämlich anhand ihrer Zirbeldrüse wahr.
Zirbeldrüse - noch nie gehört? Diese Hormondrüse, die wir Menschen übrigens auch besitzen, ist dem Gehirn angegliedert. Die Drüse produziert Melatonin, ein Hormon, welche unter anderem den Schlaf-Wach-Rhythmus und somit auch den Fellwechsel steuert. Werden die Tage ab Juni kürzer gibt die Zirbeldrüse das Signal, dass der Winter bevor steht und Winterfell zum Schutz vor Kälte produziert werden muss.
Die Temperatur hat lediglich einen Einfluss auf die Felldichte und -länge. Dementsprechend bekommen robust gehaltene Pferde ein deutlich dichteres Winterfell als Pferde im Stall. Im Herbst fallen, anders als beim Fellwechsel im Frühjahr, weniger die Haare aus, als dass neues Unterfell nachgeschoben wird. Dieser Fellwechsel ist für das Pferd eine regelrechte Höchstleistung, die einen steigenden Energiebedarf mit sich bringt, der durch eine angepasste Fütterung kompensiert werden kann.
Gesunde Pferde stecken den Fellwechsel in der Regel gut weg. Muss die Energie- und Nährstoffzufuhr zur kälteren Jahreszeit jedoch erhöht werden, ist dies bei stoffwechselempfindlichen und vor allem magenempfindlichen Pferden leichter gesagt als getan.
Der Mineralstoffbedarf ist in der Fellwechselperiode erhöht. Besonders wichtig sind zu dieser Zeit Kupfer, Mangan, Selen und Silicium. Um Haut und Haare zu unterstützen kann außerdem Zink hilfreich sein, da nicht nur die Haut sondern auch Schleimhäute, wie zB. die Magenschleimhaut unterstützt werden. Zink verhilft nach einer Reizung der Schleimhaut zur Regeneration. Magnesium und Vitamin E fördern zusätzlich die Hautdurchblutung.
Ist dein Pferd nicht ausreichend mit Mineralien versorgt, kann eine Immunschwäche die Folge sein. Besonders häufig treten in dieser Zeit Influenza, Erkrankungen der Atemwege und Herpesinfektionen auf, aber auch Mauke oder Kotwasser werden häufiger beobachtet.
Kräuter können eine wertvolle Ergänzung zur Unterstützung des Fellwechsels und der Verdauung sein. Brennnessel ist besonders reich an Eisen, Calcium und Vitamin C, was die Durchblutung der Haut fördert und den Fellwechsel unterstützt. Kamille und Fenchel haben eine beruhigende Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt und können bei magenempfindlichen Pferden hilfreich sein. Leinsamen liefern wichtige Omega-3-Fettsäuren, die für ein glänzendes Fell sorgen und entzündungshemmend wirken können.
Für Magenpatienten ist es besonders wichtig, die Fütterungszeiten anzupassen. Statt zwei großer Mahlzeiten pro Tag empfiehlt sich eine Aufteilung in vier bis sechs kleinere Portionen. Dies hilft, den Magen gleichmäßig zu füllen und die Säureproduktion zu regulieren. Zusätzlich sollte immer ausreichend Raufutter zur Verfügung stehen, um eine kontinuierliche Beschäftigung des Verdauungstrakts zu gewährleisten.
Fellpflege intensivieren
Eine intensive Fellpflege ist während des Fellwechsels unerlässlich. Tägliches Bürsten und Striegeln für mindestens 15-20 Minuten hilft, lose Haare zu entfernen und regt die Durchblutung der Haut an. Dies fördert nicht nur den Fellwechsel, sondern verteilt auch die natürlichen Öle im Fell, was zu einem gesunden Glanz führt. Spezielle Fellwechselbürsten mit weichen, eng stehenden Borsten sind besonders effektiv.
Decken richtig einsetzen
Der gezielte Einsatz von Abschwitzdecken nach dem Training ist besonders im Herbst wichtig. Sie helfen, die Körpertemperatur des Pferdes langsam zu regulieren und beugen Erkältungen vor. Für Pferde, die empfindlich auf Temperaturwechsel reagieren, kann eine leichte Übergangsdecke auch tagsüber sinnvoll sein. Achten Sie jedoch darauf, dass das Pferd nicht überhitzt, da dies den Fellwechsel beeinträchtigen kann.
Angepasstes Trainingsprogramm
Während des Fellwechsels benötigt der Pferdekörper zusätzliche Energie. Es kann sinnvoll sein, die Trainingsintensität leicht zu reduzieren, um den Organismus nicht zu überfordern. Stattdessen können vermehrt Ausdauereinheiten bei moderater Intensität eingebaut werden. Dies unterstützt die Durchblutung und den Stoffwechsel, ohne den Körper zu stark zu belasten.
Ausreichend Auslauf
Freie Bewegung an der frischen Luft ist essentiell für einen gesunden Fellwechsel. Mindestens 4-6 Stunden täglicher Weidegang oder Paddockaufenthalt sollten gewährleistet sein. Die natürliche Bewegung fördert nicht nur die Durchblutung, sondern stimuliert auch das Immunsystem und unterstützt den gesamten Stoffwechsel des Pferdes.
Der Fellwechsel bedarf sehr viel Energie, die du deinem Pferd zusätzlich zuführen musst. Einfach den Kraftfutteranteil zu erhöhen ist nicht sinnvoll, da dies weniger gekaut und somit nicht so intensiv eingespeichelt wird, wie bei zB. Heu. Das im Speichel enthaltene Bicarbonat ist der natürlich Gegenspieler der Magensäure und fungiert als Puffer. Kraftfutter sollte bei magensensiblen Pferden daher nur in Maßen gefüttert werden. Wie immer ist Heu von guter Qualität die Grundlage, welches deinem Pferd bestmöglich immer zur Verfügung stehen sollte. Es liefert dem Pferd bei guter Qualität Energie und bietet ausreichend Struktur für eine gesunde Verdauung. Gerade, wenn das Pferd im Herbst den Energie- und Rohfaserbedarf nicht mehr über frisches Gras decken kann.
Haare bestehen aus Keratin und um diesen Baustoff herzustellen, benötigt dein Pferd Protein. Als Futtermittel für Pferde mit Magengeschwüren eignet sich Luzerne, da es durch den hohen Calcium- und Magnesiumgehalt eine pH-Wert-neutralisierende Wirkung hat, die die Magenschleimhaut somit vor Reizungen schützt. Der Proteingehalt liegt bei Luzerne bei 16-20 % Protein im Vergleich zu 4-12 % bei üblichen Gräsern.
Vorsicht bei der Verabreichungsform
Bei der Fütterung von Luzerne ist die Partikelgröße entscheidend. Scharfkantige Luzernehäcksel können zu mechanischen Irritationen im Magen-Darm-Trakt führen. Daher wird empfohlen, Luzerne in Form von Pellets oder Extrudaten zu füttern, die schonender für die Verdauungsorgane sind.
Beachtung möglicher Nebenwirkungen
Es ist wichtig zu beachten, dass Luzerne Salicylsäure enthält, den Wirkstoff eines bekannten Schmerzmittels und Entzündungshemmers. Während dies einerseits positive Effekte haben kann, kann Salicylsäure in höheren Konzentrationen auch reizend auf die Schleimhäute wirken. Daher sollte die Fütterung von Luzerne maßvoll und unter Berücksichtigung der individuellen Verträglichkeit erfolgen.
Neben einem bedarfsgerechten Mineralfutter kann Bierhefe dein Pferd von Innen heraus unterstützen. Es ist reich an Aminosäure, das die Produktion von Haut- und Haarzellen fördert. Außerdem hat Bierhefe einen positiven Effekt auf die Darmgesundheit, da es die Darmflora stabilisiert und zur Regeneration beiträgt. 10 bis 20 g Bierhefe pro 100 kg Körpergewicht des Pferdes, sprich bei einem 600 kg schweren Pferd, 60 bis 120 g Bierhefe am Tag werden empfohlen.
Bei Magenpatienten empfiehlt es sich, sie im Fellwechsel mit der Zufütterung von Öl, welches reich an Omega-3-Fettsäuren ist, zu unterstützen. Öle liefern Energie, ohne dabei den Magen von empfindlichen Pferden zu beanspruchen. Sie bilden eine schützende Fettschicht auf der Haut und eine wasserabweisende Lipidschicht, die das Haar ummantelt. Besonders eignet sich Leinöl für das Pferd. Das Öl sollte zunächst nur esslöffelweise gefüttert werden und kann langsam auf bis zu 50 ml täglich erhöht werden.
Eine Alternative sind Leinsamen. Sie besitzen wertvolle Inhaltsstoffe für das Pferd und sind reich an Ballast- und Schleimstoffen, die eine positive Wirkung auf den gesamten Verdauungstrakt haben. Ihr hoher Gehalt an ungesättigten Fettsäuren bringt den im Fellwechsel häufig schlappen Pferden viel Energie. Die enthaltenen Schleim- und Ballaststoffe unterstützen zusätzlich den Magen-Darm-Trakt.
Außerdem stärken Leinsamen das Immunsystem und fördern die Aufnahme von wichtigen Mineralstoffen, was besonders beim Fellwechsel von Vorteil ist. Am Tag können 20 g pro 100 kg Körpergewicht des Pferdes verfüttert werden. Leinsamen sollten immer abgekocht werden, da sie cyanogene Glukoside enthalten, eine Vorstufe der giftigen Blausäure. Diese Säure ist wasserlöslich und verdampft während des Abkochens.
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Einfluss kann das Alter deines Pferdes, die Rasse, die Haltung aber auch das Wetter nehmen. Besonders für alte, kranke oder unterversorge Pferde bedeutet der Fellwechsel eine enorme Belastung des Stoffwechsels. Der Fellwechsel dauert deutlich länger, das Fell kann stumpf werden und Pferde zeigen sich nicht so leistungsbreit, wie gewohnt. Denk daran, dass der Fellwechsel nicht erst mit dem Ausfallen der Haare beginnt. Zeigt dein Pferd solche Symptome im August, kann der Fellwechsel bereits der Grund dafür sein.
Tritt im Herbst ein plötzlicher Temperaturabfall auf und dein Pferd hat noch nicht ausreichend Winterfell, können bei deinem Pferd Verspannungen entstehen, die in sich in mangelnder Bewegungsfreude, Bänder- und Sehnenproblemen äußern. Unerwartet warme Tage im Herbst können dahingegen zu Herz-Kreislauf-Problemen führen, besonders betroffen sind davon ältere Pferde. Koliken sind nicht selten die Folge.
Bei plötzlichen Temperaturstürzen oder für besonders empfindliche Pferde kann ein vorübergehendes Eindecken sinnvoll sein. Dies gilt insbesondere für Pferde mit Magengeschwüren, da diese oft sensibler auf Stress und Temperaturwechsel reagieren. Für detaillierte Informationen zum richtigen Zeitpunkt des Eindeckens bei Pferden mit Magengeschwüren empfehlen wir unseren Artikel: Ab wann sollte ich mein Pferd mit Magengeschwüren eindecken?
Beachte, dass der Fellwechsel nicht erst mit dem sichtbaren Ausfallen der Haare beginnt. Zeigt dein Pferd bereits im August Symptome wie Mattigkeit oder ein stumpfes Fell, kann der beginnende Fellwechsel bereits der Grund dafür sein. Eine genaue Beobachtung deines Pferdes und eine Anpassung der Pflege und Fütterung an die individuellen Bedürfnisse sind der Schlüssel zu einem reibungslosen Fellwechsel.
Der Fellwechsel ist ein natürlicher Vorgang, der alle Jahre wieder deinem Pferd einiges abverlangt. Du konntest lesen, welche Futtermittel dein Pferd dabei unterstützen können um gut durch den Fellwechsel zu kommen. Natürlich verschafft regelmäßiges Putzen deinem Pferd zusätzlich Erleichterung. Verliert dein Pferd trotzdem schlecht sein Fell, solltest du einen Tierarzt zu Rate ziehen. Bei jungen Pferde kann ein Nährstoffmangel den Fellwechsel verzögern. Bei älteren Pferden ist häufig PPID (Pars Pituitary Intermedia Dysfunktion; früher als Cushing bekannt) die Ursache. Langes, lockiges Fell ist ein typisches Symptom dieser metabolischen Erkrankung.
Auf unserer Themenseite Fütterung von Pferden mit Magenproblemen findest du viele weitere Informationen rund um die Pferdefütterung.
Magenkranke Pferde benötigen zusätzliche Unterstützung. Es ist wichtig zu wissen, welche Futtermittel für dein Pferd geeignet sind und welche eher vermieden werden sollten.
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