5 Fütterungstipps, um Magengeschwüren beim Pferd vorzubeugen!
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Die Polysaccharid Speicher Myopathie, kurz PSSM, ist eine der häufigsten Muskelstoffwechselerkrankungen beim Pferd. Es handelt sich hierbei um eine dominant vererbliche Krankheit, die nicht heilbar ist. Nur eine angepasste Haltung und Fütterung können sich positiv auf die Symptome auswirken. Doch was hat eine Muskelerkrankung mit Magengeschwüren zu tun?
Eine Myopathie (griech. für „Muskelleiden“) beschreibt eine degenerative Muskelerkrankung, die mit Muskelschmerzen und Muskelschwund einhergeht. Die Erbkrankheit löst eine Muskelstoffwechselstörung aus bei der übermäßige Muskelenergiereserven gebildet werden. Ausgelöst wird diese Dysfunktion durch eine Mutation des Glykogen Synthetase 1-Gens (GYS-1), welches für den Glykogenstoffwechsel in der Muskelzelle verantwortlich ist. Die Glykogen-Konzentration in der Skelettmuskulatur kann bei einem betroffenen Pferd bis zu viermal höher sein, als bei einem gesunden Tier.
Es besteht eine erhöhte Insulinsensitivität, die dazu führt, dass erkrankte Pferde Glukose schneller aus dem Blut in die Muskelzelle aufnehmen und Glykogen bilden können. Diese Polysaccharide (Langkettige Zuckermoleküle) werden nicht verstoffwechselt, sondern gespeichert. Dieser Speicher bildet sich, um die Muskulatur bei Anstrengung mit Energie versorgen zu können. Bei PSSM-Pferden wird eine deutlich erhöhte Menge an Polysacchariden in den Muskelzellen eingelagert, als bei gesunden, was die Erregungsweiterleitung der Muskel negativ beeinflusst und die Muskelzelle schädigt. Die Folge: Muskelzellen können absterben.
Auffällig ist, dass PSSM häufig bei robusten, nervenstarken und gut bemuskelten Pferden auftritt, wie z.B. Kaltblütern oder Westernpferden. Die ersten Fälle traten bei American Quarter Horses auf. Durch die Kreuzung mit anderen Rassen sind heute aber auch Warmblutpferde von PSSM betroffen.
Bei PSSM Typ 1 handelt es sich um eine autosomal-dominante Erbkrankheit. Nur ein Elternteil muss Träger des Allels (N/PSSM-1) sein, um die Krankheit an die Folgegeneration weiterzugeben (Einzelträger). Die Wahrscheinlichkeit, die Krankheit an die Folgegeneration weiterzugeben, liegt bei 50 %. Hat der Nachkomme von beiden Elternteilen ein krankes Allele bekommen ist er reinerbig betroffen und somit ein Doppelträger (PSSM-1/PSSM-1). Die Wahrscheinlichkeit ein krankes Allel an die Folgegeneration weiterzugeben, liegt dann bei 100 %. Ist der Nachkommen gesund hat er den Genotypen (N/N; frei).
PSSM Typ 2 ist ein Sammelbegriff für Equine Myopathien. Pferde zeigen meist ähnliche Symptome zu PSSM Typ 1 aber keine genetische Mutation des GYS-1-Gens. Aktuell sind sechs Subtypen bekannt. P2, P3, P4, P8, Px und K1. Im weiteren Verlauf wird PSSM 1 beschrieben.
Die Symptome von PSSM und Magengeschwüren sind häufig ähnlich. Es bedarf also einer fachmännischen Differentialdiagnostik, um die genaue Ursache herauszufinden. Hier kannst du nochmal nachlesen, welche 22 Anzeichen typisch für Magengeschwüre beim Pferd sind.
Magengeschwüren können außerdem die Folge einer PSSM-Erkrankung sein. Grund dafür sind die Schmerzen, die durch PSSM hervorgerufen werden. Diese Schmerzen stressen das Pferd und führen so zu einem Magensäureüberschuss. Die drüsenlose Schleimhaut des Magen wird gereizt und in nur 48 Stunden können Magenulzerationen entstehen.
Pferde, die PSSM und Magengeschwüre haben, profitieren von einer stärke- und melassefreien Fütterung. Kann der Energiebedarf deines Pferdes mit Raufutter gedeckt werden, solltest du auf Getreide vollständig verzichten. Für ein Pferd mit Magengeschwür ist täglicher Weidegang zu empfehlen, da neben freier Bewegung auch das Dauerfressen gegeben ist. Anders ist es bei Pferden mit PSSM, diese sollten nur in Maßen Gras fressen, da hier große Mengen an Zucker enthalten sind.
PSSM kann sich bei Pferden unterschiedlich stark äußern. Pferde, die reinerbig sind, zeigen oftmals stärkere Symptome, als Tiere die mischerbig sind. Die Symptome treten schubweise auf. Bei leichten Schüben sind oftmals leichte Koliken, Bewegungsunlust und ein verspannter Rücken zu beobachten, Symptome, die auch auf ein Magengeschwür hindeuten können. Sie treten meist nach intensiven Training auf.
Bereits während des Reitens machen sich mittelschwere Schübe bemerkbar, indem das Pferd stehen bleibt oder stark zu schwitzen beginnt. Eine Verhärtung der Muskulatur an der Hinterhand und Kruppe geht damit einher.
Bei schweren Schüben treten kreuzverschlagähnliche Symptome auf, wie z.B. starke Muskelschmerzen, Schwitzen und Zittern. Außerdem kannst du eine Verfärbung des Urins beobachten. Dieser nimmt eine dunkelrote Farbe an, was auf ein Freisetzen des Muskelfarbstoffes Myoglobin hindeutet, eine Folge der Zerstörung der Muskelzelle. PSSM-Schübe können lebensbedrohlich sein und sollten nicht unterschätzt werden. Kontaktiere bei den ersten Anzeichen deinen Tierarzt.
Hast Du deinen Tierarzt bereits kontaktiert, dann kannst du die Wartezeit nutzen und deinem Pferd eine Abschwitzdecke auflegen und frisches Wasser zur Verfügung stellen um dem Flüssigkeitsverlust, aufgrund des Schwitzens, entgegen zu wirken.
Pferde, die an PSSM leiden, bilden aus den Kohlehydraten des Futters übermäßig viel Glykogen und lagern dieses in der Muskulatur ein. Dementsprechend ist eine bedarfsgerechte Fütterung bei PSSM-Pferden noch wichtiger als bei gesunden, da eine Überversorgung dramatische gesundheitliche Folgen haben kann.
Grundsätzlich wird bei betroffenen Pferden eine zucker- und stärkearme Fütterung empfohlen. Leichter gesagt als getan, denn bereits die Basis der Pferdefütterung, Gras, enthält ca. 16 bis 20 g Zucker pro kg. Um genauere Angaben über Nährwerte und Gehalte machen zu können, bietet sich eine Futtermittelanalyse sowie eine individuelle Futterberatung an, die von diversen Unternehmen angeboten wird.
Grundsätzlich wird eine Fütterung von mehreren kleinen Portionen, die über den Tag verteilt werden, empfohlen, um Fresspausen über vier Stunden zu vermeiden. Bei der Futteraufnahme steigt der Blutzuckerspiegel an, woraufhin die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin ausschüttet. Die Muskelzellen von PSSM-Pferden reagieren sensibel auf Insulin. Um eine starke Insulinreaktion zu verhindern, sollte ein konstanter Glucosespiegel angestrebt werden. Um dein Pferd zu unterstützen, wird eine Supplementierung von Selen und Vitamin E empfohlen. Sie schützen die Muskelzellen und haben eine antioxidative Wirkung.
Natürlich sollte auch bei Pferden mit PSSM der Grundbedarf an Calcium gedeckt werden, ansonsten können Mangelerscheinungen auftreten, die gesundheitliche Folgen haben können.
Bei der PSSM Variante Px ist eine regulatorische Untereinheit des Calcium-Kanals betroffen, die für die Übertragung des Nervenzellsignals in Muskelkontraktion zuständig ist. Eine, über den Bedarf hinausgehende, Versorgung mit Calicum sollte deswegen vermieden werden. Dagegen wird als Gegenspieler das Spurenelement Mangan empfohlen.
Ja, grundsätzlich kannst und solltest du dein Pferd mit PSSM reiten. Regelmäßige, moderate Bewegung wird ausdrücklich empfohlen, da es den Abtransport von Stoffwechselprodukten aus der Muskelzelle fördert und die übermäßige Einlagerung von Glykogen im Muskel senken kann. Wichtig ist nur, dass du das Pensum an den aktuellen Gesundheitszustandes deines Pferdes anpasst. Wärme dein Pferd möglichst lange im Schritt auf und überfordere dein Pferd während des Trainings nicht.
Je früher du die Diagnose PSSM gestellt wird, desto schneller kannst du reagieren und die Haltung, das Training und die Fütterung an die Bedürfnisse deines Pferdes anpassen, sodass dein Pferd eine nahezu normales Leben führen kann. Stehe dennoch mit deinem Tierarzt im engen Kontakt um Schübe zu vermeiden, einen Fütterungsplan zu erstellen und neue Behandlungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen.
Lasse in dem Zuge den Magen deines Pferdes nicht außer Acht. Schmerzen und Stress können schnell auf den Magen schlagen und deinem Pferd zusätzlich Schmerzen bereiten. Ein Teufelskreis!
Auf unserer Themenseite Fütterung von Pferden mit Magenproblemen findest du viele weitere Informationen rund um die Pferdefütterung.
Magenkranke Pferde benötigen zusätzliche Unterstützung. Es ist wichtig zu wissen, welche Futtermittel für dein Pferd geeignet sind und welche eher vermieden werden sollten.
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