Magengeschwüre am Magenausgang (Pylorus) des Pferdes
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Häufig gehen Magenerkrankungen mit Koliksymptomen einher. Aber gibt es hierfür auch einen wissenschaftlichen Beweis, oder ist es eine reine Vermutung, dass Magengeschwüre und Koliken einen Zusammenhang haben? Equine 74 klärt auf!
Wissenschaftliche Studie haben den Sinn und Zweck, einen Sachverhalt zu untersuchen und zur weiteren Forschung beizutragen. Dies war ebenfalls das Ziel von Anna Maria Kläring, die im Jahre 2014 ihre Dissertation, "Auswirkungen von Kolikerkrankungen auf die Entstehung von Magenschleimhautläsionen beim Pferd" veröffentlichte. Die Fragestellung der Studie lautet: Entstehen während eines Klinikaufenthaltes, aufgrund einer Kolik, Magenschleimhautreizungen?
In der Literaturübersicht der Studie wird die Anatomie des Magens erläutert und die unterschiedlichen Magenschleimhäute differenziert. Auch auf die Physiologie und Motorik des Pferdemagens, sowie auf die Zusammensetzung des Magensaftes wird eingegangen, sodass die Studie Einblick über den aktuellen, wissenschaftlichen Kenntnisstand gibt.
Bei den Behandlungsmöglichkeiten von Magengeschwüren beim Pferd, gibt die Autorin drei Methoden an: die Säuresuppression, Antazida sowie eine diätische Therapie. Erfahre hier, was Magensäurepuffer von Magensäureblockern unterscheidet.
Neben den Informationen bezüglich des Magens wird auch Hintergrundwissen über das Thema "Kolik beim Pferd" gegeben. Kläring klärt über Pathogense und Kolikarten auf und beschreibt Symptome, Diagnostik und Therapiemöglichkeiten.
Für die Studie wurden 30 Pferde mit einer Kolik und 10 Pferde (Kontrollgruppe) ohne Koliksymptome während ihres Aufenthaltes in der Klinik für Pferde der Freien Universität Berlin untersucht. Unter den Pferden und Ponys waren unterschiedliche Rassen und Geschlechter vertreten, die Altersspanne lag zwischen drei und 32 Jahren und die Nutzung der Tiere variierte von Gnadenbrot bis Sportpferd. Die Pferde wurden sowohl in Boxen als auch im Offenstall gehalten. Die Untersuchungen erfolgten im Zeitraum von August 2011 bis Mai 2012.
Neben der allgemeinen Untersuchung, bei der die Herz- und Atemfrequenz, die kapillare Rückfüllzeit, die Schleimhautfarbe und die Darmgeräusche erhoben wurden, erfolgte eine rektale und sonografische Diagnostik, sowie die Entnahme einer Blutprobe. Hierbei wurde ein besonderes Augenmerk auf die Leukozytenzahl, die Gesamteiweißkonzentration und den Hämatokritwert gelegt. Außerdem füllten die Pferdebesitzer einen Anamnäsebogen aus.
Die rektale Untersuchung diente zur Diagnostik der Kolikursache. Je nach Befund wurden die betroffenen Pferde dahingehend behandelt.
Ein Tag nach der Einlieferung in die Tierklinik wurden die Pferde, mit Einverständnis der Besitzer, gastroskopisch untersucht sowie eine Probe des Mageninhaltes und eine Blutprobe entnommen. Eine zweite Gastroskopie, sowie eine Blutprobe und eine Probe des Magensaftes, erfolgte am vierten Tag.
Die statistische Auswertung erfolgt mittel nicht-parametrischem Verfahren, da die Variablen nicht normalverteilt waren. Um einen Vergleich der Daten von den beiden Probenentnahmen an Tag 1 und Tag 4 zu schaffen, wurde der Wilcoxon-Test für gepaarte Stichproben verwendet. Das Signifikanzniveau lag bei p=0,05. Die Beziehungen zwischen den Blutwerten und den Magenbefunden wurden mithilfe einer Korrelationsanalyse bewertet.
Es konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Alter der Pferde und den Magenbefunden (n=30, p=0,536), sowie zwischen dem Charakter der Pferde (laut Anamnäseboge) und den Magenbefunden (n=30, p=0,563) gefunden werden. Desweiteren hat die Nutzung als Sport- oder Freizeitpferd keinen Einfluss auf das Ergebnis (n=30, p=0,948).
Bei der ersten Untersuchung waren 54 % der Schleimhautveränderungen im drüsenlosen Teil des Magens zu finden, 19 % in beiden Magenteilen und 27 % zeigten keine Schleimhautveränderungen. Bei der zweite Gastroskopie am Tag 4 hatten 38 % der Pferde Läsionen im drüsenlosen Teil, bei 54 % waren beide Schleimhauttypen, drüsenlos und drüsenhaltig, beschädigt. Nur noch bei 8 % der Pferde, war kein Befund erkennbar. Doch nicht nur die Anzahl der Pferde mit Magenschleimhautveränderungen erhöhte sich von Tag 1 auf Tag 4, sondern auch die Stärke der Läsionen stieg signifikant an, wie der Wilcoxon-Test ergab (n=29; p=0,0007).
Hierbei konnte ein Unterschied zwischen den Behandlungsmethoden der Koliken erkannt werden. Wurde ein Pferd kolikoperiert, entwickelte es im Vergleich zu konservativ behandelten Pferden, häufiger und stärkere Magenschleimhautreizungen (p=0,039).
Die Blutuntersuchung gab Aufschluss darüber, dass mit Zunahme des Schweregrades der Magenschleimhautreizung, die Haptoglobinkonzentrationen im Blut anstieg.
Für die Studie wurde eine Verlaufsuntersuchung gewählt, um die Entwicklung von Tag 1 bis Tag 4 nachvollziehen zu können. Hintergrund hierfür ist die rasche Entstehung von Magengeschwüre innerhalb von 24 bis 48 Stunden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine signifikante Verschlechterung der Magenschleimhautreizungen erkennbar ist und dass Pferde, die noch keine Befunde an Tag 1 hatten, an Tag 4 Läsionen aufwiesen.
Das bedeutet, dass Magenschleimhautläsionen eine Folge einer Kolik, in Verbindung mit einem Klinikaufenthalt, sind. Für die Beurteilung von Pferden, die im heimischen Stall behandelt werden, bedarf es, laut Kläring, weiterer Forschung. Außerdem sei noch zu klären, welche Faktoren einen Einfluss auf die Entstehung von Magengeschwüren haben.
Hier könnte es verschiedene Risikofaktoren geben. Murray (1999) stellt die Hypothese auf, dass Magenschleimhautreizungen im drüsenlosen Teil des Pferdemagens durch einen Magensäureüberschuss entstehen. Außerdem könnte die Nahrungskarenz, die bei jeder Kolik empfohlen wird, Auslöser sein. Murray und Eichorn (1996) beschreiben die Auswirkungen von Fastenzeiten bei Pferden in ihrer Studie. Auch Nadeau et al. (2000) konnten bereits nach einer Fresspause von fünf Stunden einen deutlichen pH-Wert-Abfall im Magen feststellen. Stress konnte in vergangenen Studien bereits als Risikofaktor für Magenulcera bei Pferden herausgestellt werden (Hepburn, 2011). May (2007) untersuchte Stressparameter, die während eines Klinikaufenthaltes eine Rolle spielen.
Der pH-Wert spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle für die Magengesundheit des Pferdes. Bei Pferden, die eine längere Fresspause hatten, konnte in einer Studie von Husted et al. (2008) ein signifikant niedrigerer pH-Wert gemessen werden, als bei Pferden mit freier Futteraufnahmen.
Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass die Ergebnisse der Studie einen Hinweis drauf geben, dass eine Kolik, die im Rahmen eines Klinikaufenthaltes behandelt wird, mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Magenschleimhautreizung beim Pferd zur Folge hat. Es gibt eine Vielzahl an Risikofaktoren, die einen Einfluss auf die Entstehung haben. Als Prophylaxemaßnahme empfiehlt die Autorin eine präventive Behandlung der Läsionen, auch ohne genauen gastroskopischen Befund.
Alle Informationen dieses Textes stammen aus der Quelle:
Kläring, A.M. (2014): Auswirkungen von Kolikerkrankungen auf die Entstehung von Magenschleimhautläsionen beim Pferd. Hier geht es zur Studie.
Quellen, die im Text angegeben wurden:
Hepburn, R. (2011): Gastric ulceration in horses. In Practice 116- 124
Husted, L., Sanchez, I.C., Olsen, S.N., Baptiste, K.E., Merritt, A.M. (2008): Effect of paddock vs. stall housing on 24 hour gastric pH within the proximal and ventral equine stomach. Equine Vet. J. 337- 341
May, A. (2007): Evaluierung von Stressparametern beim Pferd im Zusammenhang mit dem Klinikaufenthalt. Dissertation, Ludwig Maximilian Universität München
Murray, M.J. (1999): Pathophysiology of peptic disorders in foals and horses: a review. Equine Vet. J. Suppl. 14- 18
Murray, M.J., u. Eichorn, E.S. (1996): Effects of intermittent feed deprivation, intermittent deprivation with Ranitidin and stall confinement with free access to hay on gastric ulceration in horses. Am. J. Vet. Res. 1599- 1603
Nadeau, J.A., Andrews, F.M., Mathew, A.G., Argenzio, R.A., Blackford, J.T., Sohtell, M. (2000): Evaluation of diet as a cause of gastric ulcers in horses. Am. Vet. J. Res. 784- 790
Seit Jahrzehnten setzen sich Wissenschaftler mit Zusammenhängen zwischen Haltung, Fütterung und der Entstehung von Magengeschwüren bei Pferden auseinander.
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