Leinsamen für das Pferd
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In der Pferdewelt tummeln sich unzählige Mythen. Viele Menschen - viele Meinungen. Der Eine will mal gehört haben, dass Hafer nicht für Pferde geeignet ist, der Andere, dass nasses Gras auf der Weide für Pferde schädlich ist. Besonders, wenn du ein magenempfindliches Pferd im Stall hast, solltest du die Haltung und Fütterung genauestens im Blick haben. Doch welche Mythen rund um das Thema Magengeschwüre beim Pferd sind denn wahr? Wir klären auf!
Es kommt auf das Pferd an.
Sind Wiesen mit einer Frostschicht bedeckt, sind Pferdebesitzer oft besorgt, da sie gesundheitliche Risiken für ihr Pferd wittern. So hartnäckig hält sich der Mythos, dass gefrorenes Gras Gift für Pferde sei. Dabei ist dies nicht für alle Pferde der Fall.
Das gefrorene Gras wird beim Kauen und Einspeicheln angewärmt, sodass es ca. auf Körpertemperatur den Magen erreicht. Allein die Temperatur gibt also kein Anlass zur Sorge. Die Theorie, dass gefrorenes Gras zu Koliken führt, wurde bis dato noch nicht bestätigt und scheint sehr unwahrscheinlich. Ein Risikofaktor ist das Aufnehmen von Erde und Dreck während des Grasens auf kurzen Weiden im Winter. Dies kann Verdauungsprobleme zur Folge haben. Die Alternative, das Pferd auf einem Sandpaddock zu halten, birgt allerdings eine ähnliche Gefahr, nähmlich die einer Sandkolik.
Die meisten Inhaltsstoffe aus Weidegras werden durch Frost nicht beeinflusst. Energie- und Eiweißgehalte nehmen bekanntermaßen im Verlaufe des Jahres ab. Pflanzen entwickeln einen Art Frostschutz, der eine Umwandlung von langkettigen Kohlenhydraten, wie Fruktane, in kurzkettige niedermolekulare Verbindungen, wie Glukose, zur Folge hat.
Im Frühjahr ist Gras besonders eiweiß- und fruktanreich, was zu Stoffwechselbelastungen führen kann. Heute ist wissenschaftlich belegt, dass nicht Eiweiße, sondern das Fruktan im Gras Auslöser für die Hufrehe beim Pferd ist. Pferde, die an Hufrehe, EMS oder PSSM leiden, sollten deswegen in dieser Zeit die Weide meiden. Der Mythos, dass Pferde kein nasses Gras fressen sollen, kann dadurch entstanden sein, dass der Fruktangehalt im Gras besonders im Frühjahr und Herbst im morgentlichen Tau am größten ist.
Was allerdings für alle Pferde gilt: Sie sollten langsam angeweidet werden! Steht dein Pferd das ganze Jahr über auf der Weide, im Sommer wie im Winter, dürfte die Aufnahme von nassem oder gefrorenem Gras kein Problem darstellen. Bei einer geplanten Futterumstellung im Frühling auf Gras, ist es ratsam die Pferde langsam anzuweide. Jeden Tag kann die Weidezeit um 15 Minuten verlängert werden.
Im Herbst, bei der Umstellung auf Raufutter im Stall, kann eine zusätzliche Heufütterung auf der Weide die Anpassungszeit erleichtern. Die Darmmikroben müssen sich erst an das neue Futter anpassen, was seine Zeit braucht. Eine Futterumstellung bedeutet für den Organismus erst einmal Stress, sodass dein Pferd in dieser Zeit besonders stressempfindlich und anfällig für Magengeschwüre ist. Der richtige Zeitpunkt spielt hier ebenfalls eine wichtige Rolle, da zu Beginn des Anweidens das Gras eine Mindesthöhe von ca. 20 cm erreicht haben sollte. Je älter das Gras desto eiweißärmer und rohfaserreicher.
Auf die Partikelgröße kommt es an.
Luzerne wird eine heilende Wirkung nachgesagt. Der Nährstofflieferant ist reich an verdaulichem Protein, Calcium und Magnesium, wodurch der pH-Wert des Pferdemagens neutralisiert werden kann. Die Magenschleimhaut wird folglich vor weiteren Reizungen geschützt.
In einer Studie von Leipziger Wissenschaftlern wurde der Einfluss von Luzerne auf die Magengesundheit von Pferden untersucht. Hier kommst du direkt zur Studie!
Sie fanden heraus, dass die Partikelgröße der Luzerne einen gravierenden Unterschied machen kann. Die 2 mm langen Häcksel riefen bei Fohlen Verletzungen durch mechanische Reibung hervor. Um diese Ergebnisse auch für ausgewachsene Pferde reproduzierbar zu machen, wurden diese ebenfalls untersucht. In der Studie wurden sechs Wallache endoskopiert. Es ließen sich nach der Fütterung von Luzerne keine Läsionen an der kutanen Schleimhaut nachweisen.
Das Antrum pyloricum (Magenausgang) zeigte aber, genau wie bei den Fohlen, eine Veränderung an der Magenschleimhaut. Die Schlussfolgerung der Forscher lautet: Die scharfkantige Struktur von Luzernehäckseln kann zu mechnischen Irritationen führen, die für Magenschleimhautläsionen verantwortlich sind. Somit lässt sich sagen, dass Häcksel keine positive Wirkung auf die Magengesundheit haben, sondern diese sogar gefährden können. Es empfiehlt sich also Luzerne nicht als Häcksel, sondern als Pellet oder Extrudat zu verfüttern, um die Vorteile der Futterpflanze zu nutzen.
Diese Aussage stimmt zum Teil!
Die Menge macht das Gift - ist bei der Kraftfuttergabe sicherlich die richtige Antwort. Im akuten Fall eines Magengeschwüres wird vollständig von einer Kraftfutterfütterung abgeraten. Der Grund: Um die Säure im Magen zu neutralisieren und um die Magenschleimhaut zu schützen, gibt es einen natürlichen Puffer, nämlich Bicarbonat. Bicarbonat ist im Speichel des Pferdes enthalten, welcher nur beim Fressen produziert wird und nicht, wie die Magensäure, kontinuierlich.
Kaut ein Pferd sein Futter gut durch, wird dementsprechen viel Speichel und folglich auch Bicarbonat gebildet, was den Weg in den Magen findet und dort seine mildernde Wirkung ausfalten kann. Pferde speicheln bei der Fütterung von Raufutter deutlich mehr als beim Fressen von Kraftfutter. Das liegt an der deutlich längeren Kauzeit. Für ein Kilogramm Heu braucht das Pferd ca. 40 Minuten, für ein Kilogramm Kraftfutter ca. 10 Minuten.
Ein wichtiger Aspekt ist die Überversorgung. Viele Pferde, die nur leichte bis mittlere Arbeit verrichten, sprich eine Stunde in allen drei Gangarten geritten werden, sind häufig mit Energie überversorgt. Oftmals könnte der Bedarf über das Heu gedeckt werden. Besonders bei magenempfindlichen Pferden wird daher empfohlen den Großteil der Fütterung über das Raufutter zu decken. Nur bei einem erhöhten Energiebedarf solltest du dein Pferd mit kleinen Kraftfutterrationen über den Tag verteilt unterstützen.
Außerdem sollte die Fütterung nicht zu häufig verändert werden. Was für den Besitzer eine spannende Abwechslung in der Ernährung ist, kann für magenempfindliche Pferde sehr belastend sein, da sich die Darmmikroben immer wieder auf das neue Futter um- und einstellen müssen. Auf stark zuckerhaltige Produkte sollte bei Magengeschwürpatienten grundsätzlich verzichtet werden.
Diese Aussage stimmt!
Leinsamen sind ein beliebtes Futtermittel für Pferde mit Magengeschwüren. Quellstoffe machen ca. 25 % der Samen aus, wovon wiederrum 5 % Schleimstoffe sind, die eine positive Wirkung auf den Verdauungstrakt haben, da sie diesen auskleiden und so die Magenschleimhaut beruhigen. Die Fütterung wird vorallem bei Pferden mit einem aufgeblähten Bauch, Durchfall, Kotwasser oder Koliken empfohlen.
Ein Abkochen der Leinsamen ist unerlässlich, da die Samen cyanogene Glukoside enthalten, eine Vorstufe der giftigen Blausäure. Diese Säure wird nur freigesetzt, wenn das Enzyme Linase vorhanden ist. Blausäure ist wasserlöslich und verdampft während des Abkochens. Des Weiteren wird die Linase nach mindestens 10 Minuten Kochen inaktiviert, wodurch eine Freisetzung von Blausäure im Darm verhindert wird. Dabei hat das Abkochen Vor- und Nachteile: Es verbessert einerseits die Schleimbildung, andererseits werden bei dem Vorgang die hitzempfindlichen Omega-3-Fettsäuren zerstört. Leinsamenmengen von maximal 120 g am Tag können auch ungekocht verfüttert werden. Dabei solltest du beachten, dass die Leinsamen geschrotet sind, damit die wertvollen Inhaltsstoffe verfügbar werden.
Dieser Mythos ist nicht wahr!
Hafer hat unter Pferdebesitzern einen schlechten Ruf. Er soll Pferde im wahrsten Sinne des Wortes stechen und wild machen. Viele Reiter verzichten daher auf Hafer und setzten lieber auf ein Müsli. Dabei ist Hafer für Pferde sehr geeignet, denn er verfügt über einen hohen Spelzenanteil. Der hohe Gehalt an Rohfaser fördert die Einspeichelung des Futters, was besonders für magensensible Pferde vorteilhaft ist, da durch das, im Speichel enthaltene Bicarbonat, der Magen-pH-Wert neutralisiert wird und die Magensäure nicht mehr so aggressiv für die Magenschleimhaut ist.
Der Eiweißgehalt des Futtermittels ist mit 9-11 % vergleichsweise niedrig und stellt somit keine Gefahr einer zu reichhaltigen Fütterung dar. Besonders hervorzuheben ist der hohe Anteil der essentiellen Aminosäuren. Hafer verfügt über Beta Glucane, die eine positive Wirkung auf die Darmflora haben, sowie Schleimstoffe, die einen positiven Effekt auf Magen und Darm haben. Zusätzlich sind Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Eisen, Calcium und Phosphor in Hafer enthalten. Eine Supplementierung mit Mineralfutter ist bei der alleinigen Fütterung von Hafer unerlässlich, da Hafer reich an Phosphor aber arm an Calcium ist. Das optimale Calcium-Phosphor-Verhältnis von 2:1 muss durch ein Mineralfutter ausgeglichen werden.
Wie bei jedem anderen Futtermittel kommt es beim Hafer ebenfalls auf die Qualität an. Hafer sollte niemals schimmelig verfüttert werden. Wird Hafer gequetscht verfüttert, ist die Haltbarkeit deutlich kürzer, da durch den Quetschvorgang Sauerstoff an die ungesättigten Fettsäuren im Korn gelangen kann. Eine Oxidation ist die Folge, der Hafer wird ranzig. Im Hafer sind 5-7 % Fett enthalten, sodass er zwar ein guter Energielieferant ist, im Vergleich zu Mais oder Gerste aber tatsächlich weniger Energie enthält. "Hafer sticht" bleibt somit ein Mythos.
Diese Aussage ist zum Teil korrekt.
Stroh ist und bleibt die saugfähigste Einstreu für Pferde. In einer polnischen Studien wurden drei unterschiedliche Einstreuvarianten gegenübergestellt. Die Studie findest du hier! Die Studie zeigte, dass im direkten Vergleich Stroh die Einstreu ist, mit der sich Pferde am längsten beschäftigen, in der sie am liebsten liegen und bei der sie am wenigsten Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Somit erfüllt Stroh als Einstreu eine elementar wichtige Aufgabe, nämlich die der Beschäftigung und demzufolge auch der Stressreduktion.
Ein besonders wichtiger Punkt, denn viele Pferde verbringen einen Großteil ihres Tages in der Box. Stress kann zu Magengeschwüren führen und sollte demzufolge möglichst vermieden werden. Zu beachten ist, dass Raufutter, wie zB. Heu von guter Qualität. ausreichend zur Verfügung steht (mindestens 1, 5 kg pro 100 kg Körpergewicht), damit Pferde nicht in großen Mengen Stroh fressen um ihren Bedarf an Rohfaser zu decken. Eine hohe Strohaufnahme kann nämlich zu Verstopfungen führen und Koliken auslösen. Außerdem kann grobfaseriges Stroh zu Magenschleimhautläsionen führen, da pieksige Halme in die Magenwand stechen können.
Demzufolge ist die Aussage: Magenpferde dürfen kein Stroh bekommen zwar falsch. Richtig müsste es heißen: Magenpferde sollten ausreichend Heu bekommen, damit sie auf Stroh als Futtermittel nicht angewiesen sind.
Mythen rund um die Pferdefütterung wird es immer geben. Wissenschaftlichen Studien verdanken wir es, dass eine Vielzahl an Aussagen fundiert entkräftet oder bestärkt werden können. Hier findest du eine Sammlung an wissenschaftlichen Studien, rund um das Thema "Magenerkrankungen beim Pferd".
Am Ende kommt es sicherlich auf das Einzeltier an, ob es etwas verträgt oder nicht. Dennoch können Empfehlungen das gesundheitliche Risiko für magenkranke Pferde senken. Kennst du noch Mythen rund um das Thema Magengeschwüre und Fütterung? Dann schreib uns gerne eine E-Mail an tanja@equine74.com
Auf unserer Themenseite findest du viele weitere Informationen und Links zum Thema Magengeschwür beim Pferd. Auch die Möglichkeiten hinsichtlich Prävention von Magengeschwüren bei Pferden werden hier beschrieben.
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