Pferde sind Gewohnheitstiere. Das gilt nicht nur im Alltag, sondern auch für den Darm deines Pferdes. Grob zusammengefasst befinden sich dort Bakterien, die sich um die im Futter enthaltenden Nährstoffe kümmern. Die Vielfalt der Bakterien wird dabei von der „Rezeptur“ des Futters beeinflusst. Kümmern sich die einen Mikroben um Raufutter, sind die anderen eher für Kraftfutter zuständig. Ändert sich von jetzt auf gleich etwas an der Zusammenstellung der Ration, müssen sich die Bakterien-Populationen im Darm erstmal darauf einstellen.
Deshalb ist es grundsätzlich wichtig, dass Änderungen bei der Fütterung langsam stattfinden, um Probleme im Verdauungstrakt - und damit auch Koliken - zu verhindern. Die Herausforderung besteht in der Tatsache, dass sich Qualität und Zusammensetzung des Futters allein durch die Jahreszeiten ändern.
Grundsätzlich handelt es sich bei Koliken immer um krampfhafte Kontraktionen des Darms. Ganz grob lassen sich diese dann in medikamentös zu behandelnde Koliken und solche einteilen, bei denen nur noch eine Operation hilft.
Etwas präziser wird es dann bei der Einteilung in idiopathische Koliken (das sind solche ohne erkennbare Ursache), Verstopfungen, Verdrehungen, Verlagerungen und Koliken, die durch gesundheitliche Probleme außerhalb des Darms verursacht werden. Dazu zählen Herzprobleme, gesundheitliche Probleme der Leber oder auch Blasen- und Nierensteine. An dieser Stelle wirklich relevant ist die Zahngesundheit. Kann dein Pferd aufgrund schlechter Zähne sein Futter nicht mehr richtig kauen und einspeicheln, können einerseits Magengeschwüre entstehen, die dann auch Koliken verursachen können, andererseits kann das Futter eine Station weiter im Darm Verstopfungen verursachen.
Für das Auftreten von Verstopfungen gibt es mehrere Gründe: wenn dein Pferd in kurzer Zeit eine größere Menge Futter aufnimmt, kann das schon problematisch werden. Der Verdauungstrakt deines Pferdes ist für kontinuierlich kleinere Portionen ausgelegt. Das ist besonders wichtig bei der Fütterung von Heu, das deutlich weniger Feuchtigkeit enthält als frisches Gras. Kraftfutter ist ein weiterer Aspekt, der in freier Wildbahn allerdings nicht vorkommt. Zudem ist Kraftfutter im Vergleich zu Raufutter weit weniger strukturiert, was ebenfalls Verstopfungen begünstigen kann.
So wichtig Raufutter für eine ausgewogene Ernährung und gute Verdauung deines Pferdes ist, gibt es schon beim Pflanzenwachstum auf der Weide etwas zu beachten. Junge Pflanzen sind noch weich, schmackhaft und gut verdaulich. Dieser Zustand ändert sich aber mit zunehmendem Alter. Die Pflanzen werden holzig. Dafür verantwortlich ist Lignin, das sich in die Zellwände der Pflanzen einlagert und somit für Stabilität sorgt. Leider sinkt damit aber auch die Verdaulichkeit und besonders lecker ist es auch nicht gerade.
Dein Pferd muss ständig frisches Wasser zur Verfügung stehen. Ist das nicht der Fall, kann es dehydrieren. Frisst dein Pferd in diesem Zustand dann größere Mengen Kraftfutter plus Heu mit hohem Ligningehalt, haben wir die perfekte Verstopfung geschaffen - was wir natürlich nicht wollen. Besonders relevant wird dieser Hinweis im Winter, wenn Pferde auch mal vergessen regelmäßig zu trinken.
Jetzt bringt es der Lauf der Jahreszeiten mit sich, dass die Pflanzen auf der Weide nicht zu jeder Zeit optimal wachsen und ausreichend Futter liefern. Für gesunde Zähne und ausreichend vorhandenes Trinkwasser kannst du sorgen, beim Futter musst du an die Mikroben denken. Überfordere sie nicht. Genau das kann aber leicht passieren, wenn du dein Pferd solange auf der Weide lasst bis es im Herbst/Winter nicht mehr geht und das Gras nicht mehr vernünftig wächst.
Gibst du deinem Pferd dann direkt, ohne Vorwarnung der Mikroben, Heu, das bedeutend weniger Wasser als Gras enthält, ist die Verstopfung vorprogrammiert. Richtig ist ein sanfter Übergang, sprich: Du fütterst deinem Pferd zusätzlich vor Ende der Weidesaison Heu, sodass die Mikroben genügend Zeit für die notwendige Anpassung haben.
Das Gleiche gilt natürlich auch zu Beginn der Weidesaison, wenn der Darm des Pferdes noch auf Heu eingestellt ist und plötzlich eine größere Menge frisches Gras eintrifft. Auch hier sollte es einen langsamen Übergang geben. Was du bei deinem Pferd mit Magengeschwüren bei Anweiden beachten solltest, erfährst du hier. Praktisch kann das für dein Pferd bedeuten, dass du die Zeit auf der Weide erstmal einschränken musst, bis die Umstellung im Darm vollendet ist und das frische Gras problemlos verdaut werden kann. Ein langsames Anweiden ist hierbei sinnvoll. Die erste Woche kannst du mit 15 Minuten beginnen und ab der zweiten Woche das Zeitfenster täglich um 15 Minuten erweitern.
Während der Weide-Periode zwischen Frühling und Herbst gibt es zwar überwiegend tolles Gras, aber auch Magen-Darm-Parasiten, die den Körper der Pferde als Wirt benötigen. Auch diese könnten letztlich für Koliken verantwortlich sein. Um auf der sicheren Seite zu sein, ist eine regelmäßige Behandlung mit Anti-Parasitika entscheidend. Auch das Weidemanagement kann einen Beitrag leisten. Durch rotierende Portionsweiden gibt es immer wieder Abschnitte mit langen Ruhezeiten, auf denen Parasiten bzw. ihre Entwicklungsstadien vergeblich auf einen neuen Wirt warten.
Auf unserer Themenseite findest Du viele weitere Informationen und Links zum Thema Kolik beim Pferd. Auch die Möglichkeiten hinsichtlich Prävention von Koliken bei Pferden werden hier beschrieben.